A classroom in Kiev Pierre Crom/Getty Images

Eine alle einbeziehende ukrainische Bildung

KIEW – Die Bildung ist heute einer der wenigen Bereiche, die noch immer als rein hoheitliche Angelegenheit betrachtet werden: als eine Frage, über die die nationalen Regierungen und in vielen Ländern sogar die Kommunen entscheiden sollten. Doch scheint es, dass in unserer heutigen Welt kein Thema gegen politische Manipulation immun ist. Dies gilt auch für das neue Rahmengesetz zur Bildung in der Ukraine, die zum Ziel harschen Widerspruchs geworden ist, und zwar weniger innerhalb des Landes selbst als aus einigen Nachbarländern.

Das im vergangenen Monat durch das ukrainische Parlament verabschiedete Gesetz spiegelt einen langen, breite Schichten einbeziehenden politischen Prozess wider. Zu seinen Bestimmungen gehört der Artikel 7, der festlegt, dass Schüler und Studenten in der Landessprache unterrichtet werden sollten. Artikel 7 scheint mit den europäischen Normen im Einklang zu stehen. Und was möglicherweise noch wichtiger ist: Alle ukrainischen Bürger werden davon profitieren, einschließlich der Sprecher von Minderheitensprachen, die damit besser aufgestellt sein werden, sich vollständig in die ukrainische Gesellschaft zu integrieren.

Im Rahmen des bisherigen Bildungssystems wurden einige Schüler während ihrer gesamten elfjährigen Schulzeit (die durch das neue Gesetz auf zwölf Jahre verlängert wird) in einer Minderheitensprache unterrichtet: meist auf Russisch, aber manchmal auch auf Ungarisch oder Rumänisch. Rund 400.000 Schüler durchlaufen derzeit noch ein derartiges Programm, das normalerweise dazu führte, dass sie die Schule abschlossen, ohne auch nur über Grundkenntnisse im Ukrainischen zu verfügen – der Sprache, in der das Land seine Geschäfte tätigt.

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