Die Palin-Farce

New York – Die Nominierung von Sarah Palin als John McCains Vizekandidatin hat die Vereinigten Staaten getroffen wie ein Gewittersturm. Für ihre Legionen von Lippenstift schwenkenden Fans auf der rechten Seite ist Palin eine bodenständige, gottesfürchtige „Hockey-Mom“, deren Elchjagd, evangelikaler Glaube und sogar chaotisches Familienleben eindeutig belegen, dass sie eine waschechte, typische Amerikanerin ist.

Für ihre ebenso überzeugten Kritiker von links – und zunehmend aus der Mitte – ist sie ein beängstigender Vorbote eines theokratischen Amerikas, eine Vollstreckerin der Staatssache im Mafiastil, die über die Verbindung der Anschläge vom 11. September zum Irak lügt, Barack Obama für seinen Widerstand gegen die Folter von Häftlingen verspottet und sich über Vorladungen hinwegsetzt. Man muss sich sie wie George W. Bush II vorstellen, aber in Designer-Pumps.

Beide Gruppen reagieren auf authentische Zeichen. Ihre Anhänger werden von starken Symbolen angesprochen, ihre Gegner reagieren auf noch stärkere Tatsachen.

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