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Boris Johnsons letzte Affäre?

CAMBRIDGE – Premierminister Boris Johnson, das enfant terrible der britischen Politik, ist derzeit in einen „sehr britischen Skandal“ verwickelt. Wie in der jüngsten, auf dem berüchtigten Fall Argyll gegen Argyll des Jahres 1963 beruhenden BBC-Fernsehminiserie gleichen Namens geht es dabei um eine in den Medien viel beachtete Scheidung. Diesmal freilich ist die potenzielle Trennung politischer Art. Und Johnsons angebliche Teflon-Beschichtung zeigt endlich Zeichen der Abnutzung.

Am 31. Januar stellte ein Bericht der Regierungsbeamtin Sue Gray „Führungsversagen und Urteilsschwäche“ bezüglich von Zusammenkünften fest, die zu einer Zeit, als Johnsons Regierung strenge COVID-19-Beschränkungen für den Rest des Landes verhängt hatte, in Johnsons Amtssitz Nr. 10 Downing Street stattfanden. Grays Bericht wurde dann zur weiteren Untersuchung an die Londoner Polizei weitergeleitet.

Überprüft werden mindestens zwölf Zusammenkünfte bei „Wein und Kuchen“. Johnson war nachweislich bei mehreren davon anwesend. Angesichts der Enthüllungen hat mehr als ein Dutzend konservativer Parlamentsabgeordneter Johnson schriftlich ihr Misstrauen ausgesprochen (54 derartige Schreiben würden ein förmliches Misstrauensvotum unter den Abgeordneten seiner Partei auslösen). Darüber hinaus sind fünf wichtige Mitarbeiter des Premierministers – darunter seine langjährige Vertraute Munira Mirza, die oft als „Boris’ Gehirn“ bezeichnet wurde – zurückgetreten. Die Forderungen nach einem Rücktritt Johnsons werden lauter.

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