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Ist London nach dem Brexit noch zu retten?

EDINBURGH – Es ist nun gut drei Jahre her, dass sich das Vereinigte Königreich mit einer knappen, aber deutlichen Mehrheit dafür entschied, die Europäische Union zu verlassen. Aber immer noch haben wir keine Ahnung, welche Art wirtschaftlicher Beziehungen das Land danach zu den 27 verbleibenden EU-Mitgliedstaaten haben wird. (Ein Teil der Debatte in London erinnert in ihrer Engstirnigkeit an die zweifelhafte Schlagzeile aus den 1930ern: „Nebel über dem Kanal: Kontinent abgeschnitten.“) Wenn man überhaupt eine Vermutung äußern kann, wird es wahrscheinlich auf eine lockerere Beziehung hinauslaufen, als es die „Leave“-Befürworter im Wahlkampf vor der Volksabstimmung behauptet und die meisten Kommentatoren kurz nach der Abstimmung prognostiziert hatten.

Aber trotz dieses Richtungswechsels und des sicheren Verlusts des so genannten „Passports“, der den freien Verkauf finanzieller Dienstleistungen in der gesamten EU ermöglicht hätte, scheint der befürchtete umfassende Exodus von Unternehmen und Finanziers aus London nicht stattzufinden. Die französischen Bäckereien und deutschen Wurstverkäufer sind immer noch hervorragend im Geschäft. Warum?

Während die Politiker weiter diskutieren, gibt es zwei sehr aktuelle Hinweise darauf, was tatsächlich geschieht: Die Buchhaltungsfirma EY beobachtet seit drei Jahren die öffentlich geäußerten Absichten der Unternehmen bezüglich des Brexit. Die letzte Umfrage von Mitte September lässt darauf schließen, dass 40% der Unternehmen planen, einen Teil ihrer Aktivitäten und Mitarbeiter aus London abzuziehen. Bei größeren Konzernen liegt dieser Anteil sogar bei 60%.

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