Wuilly Arteaga at a protest in Caracas Carlos Becerra/Getty Images

Venezuelas unfreiwillige Rebellen

WASHINGTON, DC – Das Bild des weinenden Wuilly Arteaga, dessen Geige von venezolanischen Sicherheitskräften zerstört wurde, hat Millionen Menschen überall auf der Welt erreicht. Der 23-jährige Arteaga hatte sich Protesten gegen die Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro angeschlossen, indem er patriotische Lieder spielte. Sein verzweifelter Blick zeigt, was viele Menschen in Venezuela empfinden, die sich fragen, wie viel länger ihr Land noch unter Gewalt und Misswirtschaft leiden muss.

Mindestens 115 Demonstranten sind seit dem 1. April, dem Beginn der von der Opposition organisierten Straßenproteste, in Venezuela gestorben. Mehr als 50 der Getöteten waren unter 30, und viele waren bloße Teenager. Zu Letzteren gehört beispielsweise Neomar Lander, ein 17-jähriger Demonstrant, der laut Berichten aus nächster Nähe mit einem Tränengasbehälter beschossen wurde, und Yeison Mora, ebenfalls 17, der während der Teilnahme an einer Demonstration im Südwesten des Landes einen Schuss ins Gesicht erlitt.

Die Größe und demografische Zusammensetzung von Protesten einzuschätzen ist immer schwierig, doch zwei Dinge sind in Bezug auf die heutigen Proteste in Venezuela bereits jetzt klar. Erstens sind sie viel breiter angelegt und beziehen unterschiedlichere sozioökonomische Gruppen ein als die Proteste gegen Maduro im Jahre 2014, die zumeist aus Venezolanern aus der Mittelschicht zu bestehen schienen. Zweitens sind viele der heutigen Protestierenden jung.

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