ms3038.jpg Margaret Scott

Der Test für die Türkei

PRINCETON – Während die Welt zusieht, wie die syrische Stadt Homs verwüstet wird und die Krise in den benachbarten Libanon übergreift, stellt sich die Frage, wo der Unterschied zwischen großen Mächten und kleinen Mächten liegt. Die internationale Bedeutung der Türkei hat über die letzten Jahre stetig zugenommen: Der Premierminister des Landes, Recep Tayyip Erdoğan, wird in vielen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas vergöttert, und Außenminister Ahmet Davutoğlu reist als Repräsentant einer immer einflussreicheren Macht um die Welt. Tatsächlich zählen die Türkei und Indonesien heute gemeinsam mit den BRICs (Brasilien, Russland, Indien und China) zu den wichtigsten aufstrebenden Schwellenländern.

Angesichts des Gemetzels in Syrien steht die Türkei nun vor einem entscheidenden Test ihrer regionalen und globalen Ambitionen. Die Politiker des Landes müssen nun handeln, anstatt zu reden.

Vor drei Monaten, als die Anzahl der syrischen Todesopfer noch halb so groß war wie jetzt, brachte Davutoğlu zum ersten Mal die Idee einer Pufferzone für die syrische Opposition an der syrisch-türkischen Grenze ins Spiel. Mitte November war Erdoğan (nach dem jordanischen König Abdullah) der zweite regionale Staatsführer, der den syrischen Präsident Bashar al-Assad offen zum Rücktritt aufgefordert hat. Ende November bestätigte Davutoğlu dann erneut Pläne der türkischen Regierung für unterschiedliche Hilfsmaßnahmen, darunter die Möglichkeit einer Pufferzone.

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