Worker stand in a steel workshop in Zouping AFP/Getty Images

Der wahre Grund für Trumps Strafzölle

CAMBRIDGE – Wie fast alle Ökonomen und wie die meisten Politik-Experten ziehe ich niedrige oder gar keine Handelszölle vor. Könnte die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump Stahl- und Aluminiumimporte mit empfindlichen Strafzöllen zu belegen trotzdem gerechtfertigt sein?

Trump sieht sicherlich den potenziellen politischen Nutzen im sogenannten Rostgürtel, wo die amerikanische Stahl- und Aluminiumindustrie sitzt, und den Vorteil des wachsenden Drucks auf Kanada und Mexiko, mit denen die US-Regierung derzeit über eine Neufassung ihres Freihandelsabkommens Nafta verhandelt. Die Europäische Union hat Vergeltungsmaßnahmen gegen US-Exporte angekündigt, könnte aber letzten Endes über eine Verringerung der geltenden EU-Einfuhrzölle auf US-Produkte verhandeln – und auch vereinbaren. Die EU-Einfuhrzölle sind höher als US-Zölle auf europäische Produkte.

Der eigentliche Adressat der Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium ist jedoch China. Die chinesische Regierung verspricht seit Jahren ihre Überkapazitäten in der Stahlerzeugung zu reduzieren und auf diese Weise die Überproduktion zu verringern, die zu subventionierten Preisen an die USA verkauft wird. Aufgrund des Drucks im eigenen Land chinesische Arbeitsplätze in der Stahl- und Aluminiumindustrie zu schützen, verschieben politische Entscheidungsträger in China diesen Schritt. Die US-Strafzölle werden diesen innenpolitischen Druck ausgleichen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass China die Verringerung seiner subventionierten Überkapazitäten beschleunigen wird.

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