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Das Ende des Shareholder-Primats?

MAILAND – In diesem Monat hat der Business Roundtable, eine Gruppe von CEOs der größten und mächtigsten amerikanischen Konzerne, offiziell die Sichtweise aufgegeben, dass die Maximierung des Shareholder Value das höchste Ziel eines Unternehmens sein sollte. Dies bedeutet, dass die Anteilseigner gegenüber Interessengruppen wie Kunden, Arbeitnehmern, Lieferanten und dem unternehmerischen Umfeld nicht mehr grundsätzlich bevorzugt werden. Zur Rechtfertigung ihrer Entscheidung erklärte die Organisation, es sei wichtig, gerechte Löhne zu zahlen, sich für höhere Sozialleistungen einzusetzen und stärker in die Ausbildung zu investieren, damit die Arbeitnehmer mit den schnellen wirtschaftlichen Veränderungen zurechtkommen können.

In diese Richtung bewegen sich die Unternehmensführer bereits seit längerer Zeit. Die Erkenntnis, dass zur Lösung der schwersten gesellschaftlichen Probleme auch das Engagement des privaten Sektors nötig ist, wächst stetig. Kunden, Angestellte und Investoren haben diesen Trend beschleunigt, indem sie zunehmend ihre Besorgnis über soziale Themen äußern. Dieser neue Konsens kann entscheidend dazu beitragen, das Modell der unterschiedlichen Interessengruppen (multi-stakeholder model) wieder mit den langfristigen finanziellen Interessen der Unternehmensinvestoren in Einklang zu bringen.

Eine ähnliche Entwicklung fand auch im Sektor der Vermögensverwaltung und Anlageberatung statt. Der Anteil der Investoren, die sich für „ökologische, soziale und politische“ Kriterien (ÖSP) einsetzen, ist in den letzten Jahren gewachsen, und viele große Vermögensverwalter haben dabei eine führende Rolle gespielt.

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