jean luc melenchon PHILIPPE LOPEZ/AFP/Getty Images

Was bleibt von der populistischen Linken?

PRINCETON – Angesichts der sich vertiefenden Krise in Venezuela verweisen Konservative in den USA und anderswo schadenfroh auf die Katastrophe des Chavismo, um vor den Gefahren des „Sozialismus“ zu warnen. Und angesichts der anscheinenden Spaltung der Linkspartei Podemos in Spanien und der stetigen Popularitätsverluste von Syriza in Griechenland seit 2015 könnten selbst unparteiische Beobachter zu dem Fazit gelangen, dass die „pinke Flut“ des Linkspopulismus der Ebbe Platz macht.

Doch vermengen derartige Einschätzungen politische Phänomene, die kaum etwas miteinander zu tun haben. Das einzige Programm, das für sich in Anspruch nahm, ausschließlich „das Volk“ zu repräsentieren, und das zugleich jede Opposition gegenüber dem „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ für illegitim erklärte, ist der Chavismo, der tatsächlich eine eindeutige Bedrohung für die Demokratie darstellt. Doch stellt der Chavismo unter den linken Ideologien eine Besonderheit dar; er ist in einen Rahmen eingefügt, der allen Populisten gemein ist.

Schließlich stellen sich sowohl Links- wie Rechtspopulisten als alleinige Vertreter eines homogenen, tugendhaften und hart arbeitenden Volkes dar. Sie charakterisieren alle anderen Bewerber um die Macht als korrupt und alle Bürger, die ihnen keine Unterstützung entgegenbringen, als Verräter. Ihre Politik ist nicht nur elitefeindlich, sondern auch pluralismusfeindlich.

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