Die Politik der Fed und das Inflationsrisiko

CAMBRIDGE – In den letzten vier Jahren hat die amerikanische Zentralbank Federal Reserve enorme Mengen an Liquidität in das Geschäftsbankensystem der USA und damit in die amerikanische Wirtschaft gepumpt. Viele Beobachter befürchten, dass diese Liquidität in Zukunft zu einem raschen Anstieg des Volumens an Bankkrediten und damit auch zu einer drastischen Zunahme der Geldmenge führen wird – sowie zu sprunghaft steigender Inflation.

Dieses Risiko besteht tatsächlich, aber es ist nicht unausweichlich, denn die Relation zwischen den bei der Fed gehaltenen Reserven und der daraus resultierenden Geldmenge sowie des Kreditvolumens ist heute anders als früher.  Bislang wurde die Inflation durch den drastischen Anstieg der Reserven nicht angeheizt und prinzipiell könnte das riesige Volumen an Reserven zu einem späteren Zeitpunkt wieder rückgeführt werden. Doch diese Rückführung der Liquidität könnte sich als politisch schwierig und technisch anspruchsvoll erweisen.

Wer Bedenken hinsichtlich der Inflation hegt, muss sein Augenmerk auf das von der Fed geschaffene Volumen an Reserven legen. Traditionell ist das Volumen an Bankeinlagen, die die Geldmenge darstellen, im Verhältnis zu den für die Geschäftsbanken verfügbaren Reserven angestiegen. Ein Anstieg der Geldmenge führte insgesamt über einen Zeitraum von mehreren Jahren zu Anstiegen des Preisniveaus. Aus diesem Grund hatte ein rascheres Wachstum der Reserven ein rascheres Wachstum der Geldmenge – und eine höhere Inflationsrate – zur Folge. Durch die Begrenzung der Wachstumsrate der Reserven hielt die Fed die Inflation faktisch unter Kontrolle – oder manchmal auch nicht.

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