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Wer kann die EZB beeinflussen?

ZÜRICH – Drei Monate, nachdem die europäischen Regierungen Christine Lagarde als Nachfolgerin von Mario Draghi als Präsident der Europäischen Zentralbank auswählten, müssen sie nun weitere wichtige Entscheidungen über die Zusammensetzung des EZB-Direktoriums fällen. Nach dem unerwarteten Rücktritt des deutschen Direktoriumsmitglieds Sabine Lautenschlägers im vergangenen Monat und angesichts der Tatsache, dass die achtjährige Amtszeit von Lautenschlägers französischer Kollegin Benoît Cœuré im Dezember abläuft, sind nun zwei offene Stellen zu besetzen.

Diese Positionen sind wichtig. Die sechs Mitglieder des Direktoriums bilden zusammen mit den 19 nationalen Notenbankchefs der Eurozone den EZB-Rat, der die Geldpolitik der Notenbank festlegt. Weil die Direktoriumsmitglieder alle in Frankreich arbeiten, stehen sie im engen Kontakt zueinander und geben bei Vorschlägen über die Richtung, die der Rat einschlagen sollte, und die Entscheidungen, die er treffen sollte, den Weg vor.

Die Regierungen der Eurozone haben eine informelle Absprache getroffen, dass Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, auf die zusammen drei Viertel der Wirtschaft der Eurozone entfallen, immer mit einem nationalen Vertreter ihrer Wahl im Direktorium vertreten sind. Dies bedeutet, dass die offenen Stellen vermutlich mit einem Deutschen und einem Italiener besetzt werden dürften (weil Lagarde, wie Cœuré, Französin ist, während der ausscheidende Draghi Italiener ist).

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