GENF – Die Auslieferung der ersten COVID-19-Impfstoffe Ende 2020 brachte neue Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie. Wenn die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten, von Nordamerika über Europa bis Japan, am 19. Februar zu einem virtuellen Treffen zusammenkommen, wird es ihre oberste Priorität sein, zu besprechen, wie genau dieses Ziel zu erreichen ist.
Es ist zwar nicht das erste Mal, dass sich die Staats- und Regierungschefs der Welt mit der Pandemie befassen, aber ich begrüße die Tatsache, dass der britische Premierminister Boris Johnson, der derzeitige Vorsitzende der G7, diesen Gipfel eigens einberufen hat, um das Thema der Impfung zu erörtern. Da ich die Europäische Union seit zehn Jahren bei diesen Treffen vertrete, weiß ich, dass sie der Auslöser sein können, um Lösungen zu finden.
Jetzt, da der neue US-Präsident Joe Biden Amerikas Geist des Multilateralismus wiederbelebt hat, macht dieses G7-Treffen echte Hoffnung, ein Wendepunkt bei der Überwindung der COVID-19-Krise zu werden. Außerdem liegt eine Lösung bereits auf dem Tisch: Impfstoffe stehen bereit, um an die ärmsten Länder der Welt verteilt zu werden.
Es ist schon jetzt klar, dass Impfstoffe in dieser Pandemie eine stärkere Wirkung haben als alle fiskalischen oder monetären Anreize, nicht nur in Bezug auf die Rettung von Leben und den Schutz von Menschen, sondern auch, um den Weg zur wirtschaftlichen Erholung zu ebnen. Denn solange das Coronavirus zirkuliert, wird es Neuinfektionen geben, und alle Bemühungen, Handel, Reisen und Gewerbe wieder aufzunehmen, werden unweigerlich ins Stocken geraten.
Aber die potenzielle Wirkung der Impfstoffe hängt ganz davon ab, dass der schnelle, faire und gerechte Zugang zu ihnen für die Menschen in allen Ländern gewährleistet ist. Daher brauchen wir mehr denn je globale Solidarität zur Unterstützung der COVID-19 Vaccine Global Access Facility (COVAX), der internationalen Initiative, die darauf abzielt, die Impfstoffe überall auf der Welt verfügbar zu machen.
COVAX stellt den einzigen gangbaren Weg dar, um eine internationale wirtschaftliche Erholung zu erreichen und ein globales Impfgefälle zu vermeiden. Mit 190 teilnehmenden Regierungen hat die Initiative bereits eine erste Menge von 2,3 Milliarden COVID-19-Impfdosen für 2021 gesichert. Nächste Woche beginnt sie mit der Verteilung der ersten 1,3 Milliarden Dosen an Menschen in 92 einkommensschwachen Ländern, die sich diese sonst nicht leisten könnten.
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Angesichts der derzeitigen weltweiten Lieferengpässe erwartet COVAX, bis Ende März rund 120 Millionen Dosen und bis Mitte 2021 340 Millionen Dosen ausliefern zu können. Das bedeutet, dass COVAX auch in einer Welt mit Lieferengpässen auf dem richtigen Weg ist, seinen ursprünglichen Zeitplan für die Impfstoffauslieferung einzuhalten.
Doch obwohl dies eine gute Nachricht ist, ist ein schneller Zugang entscheidend - und die Welt könnte noch schneller handeln. Insbesondere Länder mit höherem Einkommen können helfen, die gerechte Verteilung von Impfstoffen zu beschleunigen, indem sie überschüssige Impfdosen an COVAX spenden. Der französische Präsident Emmanuel Macron und der kanadische Premierminister Justin Trudeau haben sich bereits verpflichtet, genau das zu tun. Die Großzügigkeit der G7-Geber, von Großbritannien über die USA bis Japan, ist ebenfalls sehr willkommen. Und Deutschland, unter Bundeskanzlerin Angela Merkel, hat in diesem Kampf sowohl innerhalb der EU als auch auf globaler Ebene echte Führungsstärke gezeigt.
Indem sie zusammenarbeiten, anstatt bilaterale Deals mit Pharmaunternehmen anzustreben, können die Regierungen den unmittelbaren Druck auf die weltweiten Vorräte an neuen Dosen verringern. Auf diese Weise können diejenigen, die einen Impfstoff am dringendsten benötigen, entsprechend priorisiert werden, und es wird eine Wiederholung dessen verhindert, was beim Ausbruch der H1N1-Schweinegrippe 2009 geschah, als Impfstoffe an den Meistbietenden gingen.
Impfstoff-Nationalismus in jeder Form muss aufhören. Durch die Einschränkung der ohnehin schon begrenzten weltweiten Vorräte machen solche Praktiken die Dosen für diejenigen, die sie am dringendsten benötigen, noch unerreichbarer und gefährden damit alle, da sie die weitere Ausbreitung und Mutation des Virus ermöglichen. Globale Impfstoff-Solidarität ist die einzige Lösung.
Die EU, die auf den G7-Gipfeln durch die Präsidenten der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates vertreten ist, ist ein Paradebeispiel dafür. Wie alle Käufer auf einem Markt mit begrenztem Angebot hat die EU Verzögerungen bei der Beschaffung von Impfstoffen erlebt und wurde für die Langsamkeit kritisiert, mit der sie diese den Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestellt hat. Aber das solidarische Modell der Union funktioniert, denn sonst würden die Länder versuchen, sich gegenseitig zu überbieten, um den Impfstoff zu erlangen. Dies hätte zu einem teuren Chaos geführt, das mit ziemlicher Sicherheit die Pandemie verlängert und dramatische Störungen in Europa und darüber hinaus verursacht hätte.
Das Gleiche gilt weltweit, weshalb wir jetzt internationale Solidarität brauchen, um COVAX durchzusetzen. Diese Woche hat die G7 die Gelegenheit, Führungsstärke zu zeigen, indem sie den Erfolg dieser Initiative zu ihrer obersten Priorität macht. Und die G20, unter der italienischen Präsidentschaft, sollte diese Bemühungen fortsetzen. Ich bin sicher, dass der neue italienische Ministerpräsident Mario Draghi, der über große Erfahrung im Umgang mit Krisen verfügt, die globale Führungsstärke zeigen wird, die die Herausforderung COVID-19 erfordert.
Da die Regierungen unter immensem Druck stehen, COVID-19-Impfstoffe für alle ihre Bürger zu sichern, ist es vielleicht nicht immer die einfachste oder populärste Entscheidung, eine globale Haltung einzunehmen. Dennoch ist es nicht nur moralisch richtig, dafür zu sorgen, dass die Menschen in allen Ländern schnellen und gerechten Zugang zu den Impfstoffen haben, sondern dieses Verfahren bietet auch den schnellsten Weg, die Krise zu beenden und unsere Volkswirtschaften auf den Weg der Besserung zu bringen.
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Despite the uncertainty surrounding global trade, there are some bright spots – namely, booming trade in services. And here, ironically, the United States is leading the way, running a services trade surplus with most major economies and generating millions of good jobs for American workers.
encourages the US government to acknowledge the country’s impressive success in exporting services.
Germany's prospective governing parties have now amended the country's constitutional "debt brake" in order to boost defense spending. But by limiting the amendment to military expenditure, they are squandering an opportunity to invest in the country's economic future.
warn that current plans to boost military spending will unnecessarily undercut other priorities.
Jennifer Clapp & Olivier De Schutter
urge the UN maritime regulator not to encourage the shipping industry to move from one unsustainable fuel to another.
GENF – Die Auslieferung der ersten COVID-19-Impfstoffe Ende 2020 brachte neue Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie. Wenn die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten, von Nordamerika über Europa bis Japan, am 19. Februar zu einem virtuellen Treffen zusammenkommen, wird es ihre oberste Priorität sein, zu besprechen, wie genau dieses Ziel zu erreichen ist.
Es ist zwar nicht das erste Mal, dass sich die Staats- und Regierungschefs der Welt mit der Pandemie befassen, aber ich begrüße die Tatsache, dass der britische Premierminister Boris Johnson, der derzeitige Vorsitzende der G7, diesen Gipfel eigens einberufen hat, um das Thema der Impfung zu erörtern. Da ich die Europäische Union seit zehn Jahren bei diesen Treffen vertrete, weiß ich, dass sie der Auslöser sein können, um Lösungen zu finden.
Jetzt, da der neue US-Präsident Joe Biden Amerikas Geist des Multilateralismus wiederbelebt hat, macht dieses G7-Treffen echte Hoffnung, ein Wendepunkt bei der Überwindung der COVID-19-Krise zu werden. Außerdem liegt eine Lösung bereits auf dem Tisch: Impfstoffe stehen bereit, um an die ärmsten Länder der Welt verteilt zu werden.
Es ist schon jetzt klar, dass Impfstoffe in dieser Pandemie eine stärkere Wirkung haben als alle fiskalischen oder monetären Anreize, nicht nur in Bezug auf die Rettung von Leben und den Schutz von Menschen, sondern auch, um den Weg zur wirtschaftlichen Erholung zu ebnen. Denn solange das Coronavirus zirkuliert, wird es Neuinfektionen geben, und alle Bemühungen, Handel, Reisen und Gewerbe wieder aufzunehmen, werden unweigerlich ins Stocken geraten.
Aber die potenzielle Wirkung der Impfstoffe hängt ganz davon ab, dass der schnelle, faire und gerechte Zugang zu ihnen für die Menschen in allen Ländern gewährleistet ist. Daher brauchen wir mehr denn je globale Solidarität zur Unterstützung der COVID-19 Vaccine Global Access Facility (COVAX), der internationalen Initiative, die darauf abzielt, die Impfstoffe überall auf der Welt verfügbar zu machen.
COVAX stellt den einzigen gangbaren Weg dar, um eine internationale wirtschaftliche Erholung zu erreichen und ein globales Impfgefälle zu vermeiden. Mit 190 teilnehmenden Regierungen hat die Initiative bereits eine erste Menge von 2,3 Milliarden COVID-19-Impfdosen für 2021 gesichert. Nächste Woche beginnt sie mit der Verteilung der ersten 1,3 Milliarden Dosen an Menschen in 92 einkommensschwachen Ländern, die sich diese sonst nicht leisten könnten.
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Doch obwohl dies eine gute Nachricht ist, ist ein schneller Zugang entscheidend - und die Welt könnte noch schneller handeln. Insbesondere Länder mit höherem Einkommen können helfen, die gerechte Verteilung von Impfstoffen zu beschleunigen, indem sie überschüssige Impfdosen an COVAX spenden. Der französische Präsident Emmanuel Macron und der kanadische Premierminister Justin Trudeau haben sich bereits verpflichtet, genau das zu tun. Die Großzügigkeit der G7-Geber, von Großbritannien über die USA bis Japan, ist ebenfalls sehr willkommen. Und Deutschland, unter Bundeskanzlerin Angela Merkel, hat in diesem Kampf sowohl innerhalb der EU als auch auf globaler Ebene echte Führungsstärke gezeigt.
Indem sie zusammenarbeiten, anstatt bilaterale Deals mit Pharmaunternehmen anzustreben, können die Regierungen den unmittelbaren Druck auf die weltweiten Vorräte an neuen Dosen verringern. Auf diese Weise können diejenigen, die einen Impfstoff am dringendsten benötigen, entsprechend priorisiert werden, und es wird eine Wiederholung dessen verhindert, was beim Ausbruch der H1N1-Schweinegrippe 2009 geschah, als Impfstoffe an den Meistbietenden gingen.
Impfstoff-Nationalismus in jeder Form muss aufhören. Durch die Einschränkung der ohnehin schon begrenzten weltweiten Vorräte machen solche Praktiken die Dosen für diejenigen, die sie am dringendsten benötigen, noch unerreichbarer und gefährden damit alle, da sie die weitere Ausbreitung und Mutation des Virus ermöglichen. Globale Impfstoff-Solidarität ist die einzige Lösung.
Die EU, die auf den G7-Gipfeln durch die Präsidenten der Europäischen Kommission und des Europäischen Rates vertreten ist, ist ein Paradebeispiel dafür. Wie alle Käufer auf einem Markt mit begrenztem Angebot hat die EU Verzögerungen bei der Beschaffung von Impfstoffen erlebt und wurde für die Langsamkeit kritisiert, mit der sie diese den Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestellt hat. Aber das solidarische Modell der Union funktioniert, denn sonst würden die Länder versuchen, sich gegenseitig zu überbieten, um den Impfstoff zu erlangen. Dies hätte zu einem teuren Chaos geführt, das mit ziemlicher Sicherheit die Pandemie verlängert und dramatische Störungen in Europa und darüber hinaus verursacht hätte.
Das Gleiche gilt weltweit, weshalb wir jetzt internationale Solidarität brauchen, um COVAX durchzusetzen. Diese Woche hat die G7 die Gelegenheit, Führungsstärke zu zeigen, indem sie den Erfolg dieser Initiative zu ihrer obersten Priorität macht. Und die G20, unter der italienischen Präsidentschaft, sollte diese Bemühungen fortsetzen. Ich bin sicher, dass der neue italienische Ministerpräsident Mario Draghi, der über große Erfahrung im Umgang mit Krisen verfügt, die globale Führungsstärke zeigen wird, die die Herausforderung COVID-19 erfordert.
Da die Regierungen unter immensem Druck stehen, COVID-19-Impfstoffe für alle ihre Bürger zu sichern, ist es vielleicht nicht immer die einfachste oder populärste Entscheidung, eine globale Haltung einzunehmen. Dennoch ist es nicht nur moralisch richtig, dafür zu sorgen, dass die Menschen in allen Ländern schnellen und gerechten Zugang zu den Impfstoffen haben, sondern dieses Verfahren bietet auch den schnellsten Weg, die Krise zu beenden und unsere Volkswirtschaften auf den Weg der Besserung zu bringen.
Aus dem Englischen von Eva Göllner