business  people meeting purpose Thomas Barwick/Getty Images

Wir müssen den Zweck in den Mittelpunkt stellen

LONDON – Vor einem Jahr schrieb der Chairman und CEO von BlackRock, Larry Fink, einen offenen Brief an 500 CEOs, in dem er sie aufforderte, den Zweck, den sie mit ihrem Tun verfolgen, zu überdenken. „Um langfristig erfolgreich zu sein“, schrieb er, „muss ein Unternehmen nicht nur finanziell erfolgreich sein, sondern es muss auch zeigen, wie es einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leistet.“

Fink argumentierte, dass die übertrieben kurzfristige Ausrichtung der Unternehmen diese in ihrer Fähigkeit beeinträchtige, langfristig einen größeren Nutzen zu bewirken. Einige prominente Politiker – das US-Senatorin Elizabeth Warren und (bis der Brexit ihr politisches Programm torpedierte) die britische Premierministerin Theresa May – haben sich ebenfalls für eine stärker inklusive und weniger rücksichtslose Form des Kapitalismus ausgesprochen.

Doch trotz dieser Handlungsaufrufe hat sich kaum etwas geändert. Der Finanzsektor bleibt von sich selbst besessen und investiert primär in andere Teile des Finanz-, Versicherungs- und Immobilienbereichs. Die Unternehmen sind zudem übermäßig stark finanzialisiert und geben mehr für Aktienrückkäufe und Dividenden aus als für Humankapital, Maschinen und Forschung und Entwicklung. Und die Rückkaufsmanie verschlimmert sich. Dies gilt inzwischen auch für Unternehmen wie Apple, deren sinkende Innovationskraft durchaus mit ihrem Versäumnis in Zusammenhang steht, Gewinne wieder in das Unternehmen zu investieren. Viele Unternehmen reden beschwichtigend über unternehmerische Sozialverantwortung (CSR), die Auswirkungen ihres Handelns und gesellschaftliche Zwecke, aber nur sehr wenige stellen diese ins Zentrum ihrer Tätigkeit.

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