mallochbrown10_ANDREW MILLIGANAFPGetty Images_boris johnson cow Andrew Milligan/AFP/Getty Images

House of Cards beim Brexit

LONDON – Großbritanniens andauernde Brexit-Saga hat einen neuen Streit aufgeworfen. Verfolgt Premierminister Boris Johnson einen gerissenen Plan, um einen neuen, besseren Austrittsvertrag herbeizuzaubern, oder zerrt er das Vereinigte Königreich lediglich über die No-Deal-Klippe?

Das höchste Gericht Schottlands hat die von Johnson verhängte Parlamentszwangspause für ungesetzlich befunden, und das Unterhaus hat ihn gezwungen, das Dokument mit dem glorreichen Namen „Operation Goldammer“ freizugeben, das eine für ihn hochgradig schädliche offizielle Einschätzung der katastrophalen Folgen eines No-Deal-Brexits enthält.

Die neuesten Brüche innerhalb der Konservativen Partei – darunter der Rauswurf von 21 Parlamentsabgeordneten, die sich Johnsons Brexit-Ansatz widersetzt hatten – scheinen Konsequenzen von historischen Ausmaßen nach sich zu ziehen. Der Oberste Gerichtshof des Königreichs, der sich derzeit anschickt, über mehrere gegen die Regierung Johnson angestrengte Gerichtsverfahren zu entscheiden, sieht sich in eine ähnliche Rolle gedrängt wie die seines amerikanischen Gegenstücks. Auf einer Ebene sind die Briten hierüber möglicherweise entsetzt. Auf einer anderen dürfte große Erleichterung darüber bestehen, dass es trotz des derzeitigen Anschlags auf Großbritanniens ungeschriebene Verfassung zumindest noch ehrliche Richter gibt, die für diese eintreten.

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