krueger70_Pradeep DambarageNurphoto Pradeep Dambarage/Nurphoto

Die kommende Schuldenkrise

WASHINGTON, DC ‑ In seinem jüngsten Weltwirtschaftsausblick stellt der Internationale Währungsfonds fest, dass sich ein wachsender Anteil von Ländern – 56 % der Länder mit niedrigem Einkommen und 25 % der Schwellenländer – „in oder auf einem hohen Verschuldungsniveau“ befindet. Während einige dieser Länder bereits an Reformprogrammen arbeiten, die sie für eine Finanzierung durch den IWF qualifizieren und gute Aussichten auf Wirtschaftswachstum bieten, ist dies bei vielen nicht der Fall. Es droht eine Schuldenkrise in der Dritten Welt.

Einer extrem hohen Verschuldung geht in der Regel eine Phase voraus, in der die Gläubiger ihre Forderungen verlängern oder neue Kredite zu immer höheren Zinssätzen gewähren. Eine einfache Methode, um festzustellen, wann die Verschuldung untragbar wird, gibt es nicht. Häufig wird von Analysten die Schuldenquote herangezogen, aber auch die Zinssätze spielen eine Rolle. Länder mit niedrigem Einkommen und günstigen Zinssätzen können niedrigere Quoten aufweisen als Schwellenländer mit höheren Zinssätzen. Auch die Fälligkeitsstruktur der Schulden spielt eine Rolle: Wenn die meisten Schulden bald fällig werden, sind die erforderlichen Rollovers (oder Prolongationen) viel größer als bei Schulden mit längerer Laufzeit.

Die Aufnahme von Krediten durch arme Länder ist dann gerechtfertigt, wenn die Kredite der Finanzierung von Aktivitäten dienen, die für den Kreditnehmer eine hohe Rendite abwerfen, und wenn der Kreditnehmer aus eigenen Mitteln bereits rentable Aktivitäten finanziert. In einem solchen Szenario kann sich der Schuldendienst selbst tragen (sofern keine unvorhergesehenen Schocks auftreten). Das Problem besteht darin, dass in vielen Ländern der größte Teil der öffentlichen Kreditaufnahme zur Finanzierung von Ausgaben mit geringer oder negativer Rendite dient, wie z. B. Sportstadien oder Wahlgeschenke.

https://prosyn.org/OKjm0fyde