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Amerikanische Taktik vs. chinesische Strategie

NEW HAVEN – Die Debatte über den Unterschied zwischen Taktik und Strategie ist ebenso vielfältig wie anhaltend. In seinem bahnbrechenden Artikel aus dem Jahr 1996 in der Harvard Business Review hat Michael Porter dieses Thema frontal angesprochen. Obwohl er sich auf die Wirtschaft konzentrierte, lassen sich seine Argumente viel breiter anwenden – auch auf die heutige amerikanisch-chinesische Rivalität.

Porter unterschied zwischen „operativer Effektivität“ und Strategie und vertrat die Ansicht, dass agile Unternehmen in Ersterem gut sind, in Letzterem jedoch den Anschluss verloren haben. Er zog auch einen scharfen Kontrast zwischen taktischen Instrumenten – wie Benchmarking, Re-Engineering und Total Quality Management – und Wettbewerbsstrategien, die darauf abzielen, „eine andere Reihe von Aktivitäten zu wählen, um einen einzigartigen Mix von Werten zu liefern“.

Rund 2.500 Jahre zuvor hatte der chinesische Militärstratege Sun Tzu eine ähnlich tiefgründige Perspektive aufgezeigt. In Die Kunst des Krieges (The Art of War) schrieb er: „Strategie ohne Taktik ist der langsamste Weg zum Sieg“ und betonte damit die Komplementarität dieser beiden Aspekte der militärischen Entscheidungsfindung. Aber Sun riet auch: „Taktik ohne Strategie ist der Lärm vor der Niederlage“ – eine Mahnung, sich nicht auf kurzfristige Ziele zu orientieren.

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