Young girl in out-of-focus urban environment

Politik für jung und alt

PARIS – Wenn man die größten Probleme der heutigen Zeit – wie Klimawandel, Rentensystem, Staatsschulden und den Arbeitsmarkt – betrachtet, kommt man zu einer eindeutigen Schussfolgerung: Wer heute jung ist, ist relativ gesehen viel schlechter dran als die jungen Menschen vor einem Vierteljahrhundert. Und trotzdem wird die Generationsfrage in der politischen Debatte der meisten Länder weitgehend ignoriert. Vor fünfzig Jahren haben die Menschen oft und laut von einer „Lücke zwischen den Generationen“ gesprochen. Diese Lücke ist unsichtbar geworden. Dies schadet den jungen Menschen, der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit.

Beginnen wir mit dem Klimawandel: Um ihn zu begrenzen, müssen wir unsere Gewohnheiten ändern und in die Verringerung der Emissionen investieren, damit der Planet für zukünftige Generationen bewohnbar bleibt. Erstmals wurde die Alarmglocke bereits 1992 auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro geläutet, aber im Laufe der letzten Generation wurde nur wenig getan, um die Emissionen zu senken. Und selbst das wegweisende Pariser Abkommen vom Dezember hat wahrscheinlich keine schnellen Fortschritte zur Folge, da es auf der Grundlage der Verschiebung größerer Bemühungen abgeschlossen wurde. Nur durch eine solche Verzögerung konnte eine allgemeine Zustimmung erzielt werden.

Angesichts der massiven Trägheit des Treibhauseffekts wird sich der Unterschied zwischen verantwortlichem oder unverantwortlichem Verhalten erst in einem Vierteljahrhundert als Temperaturdifferenz auswirken, und die größten Folgen des heutigen Handelns werden erst in 50 Jahren sichtbar. Alle Menschen über 60 Jahren werden den Unterschied zwischen den beiden Szenarien kaum bemerken. Aber das Schicksal der meisten heutigen Bürger unter 30 wird grundlegend beeinflusst. Zu gegebener Zeit wird das Zögern der älteren Generation von den Jüngeren bezahlt werden müssen.

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