james213_ (Photos by Brendan Smialowski and JIM WATSON  AFP) (Photo by BRENDAN SMIALOWSKI,JIM WATSONAFP via Getty Images)_biden trump (Photos by Brendan Smialowski and JIM WATSON / AFP) (Photo by BRENDAN SMIALOWSKI,JIM WATSON/AFP via Getty Images)

Das Jahr der politischen Mutproben

PRINCETON – Das Jahr 2023 endet auf einer bitteren, freudlosen Note. Angesichts der Wahlen im Jahr 2024 muss man mehr denn je um das Schicksal der Demokratie und der Weltordnung bangen. Nach der russischen Präsidentschaft-„wahl“ im März werden im Juni das Europäische Parlament, im November in den USA ein neuer Präsident und Teile des Kongresses und irgendwann vor Januar 2025 in Großbritannien ein neues Parlament gewählt. Die sichere Wiederwahl des russischen Autokraten und eine mögliche populistische Welle auf beiden Seiten des Atlantiks sind wahrlich Grund genug, sich um die Zukunft der Demokratie zu sorgen.

Natürlich wird nicht jede Wahl von Populisten gewonnen und selbst wenn sie die größte Fraktion im Parlament stellen, wie dies letzten Herbst in Polen und den Niederlanden der Fall war, bedeutet das nicht automatisch, dass sie auch an die Regierung kommen. Was die Menschen nachts wach hält, ist die Tatsache, dass Donald Trump in Bundesstaaten, die US-Präsident Joe Biden eigentlich gewinnen müsste, seit Monaten in den Umfragen vorne liegt. Dennoch ist ein Sieg Trumps vielleicht weniger wahrscheinlich, als seine Anhänger und Gegner glauben.

Ein Jahr vor der Wahl klingen solche Umfragen beängstigend und erwecken den Anschein, das Momentum liege ganz bei Trump. Mit etwas Abstand sieht das Bild aber schon komplizierter aus. Die politische Dynamik in den USA gleicht derzeit dem klassischen spieltheoretischen Problem des „Feiglingspiels“. Die Vorlage ist James Deans „Mutprobe“ im Film ...denn sie wissen nicht, was sie tun, in dem zwei Bandenführer in gestohlenen Autos auf eine Klippe zu rasen und der verliert, der zuerst abspringt. Die amerikanische Demokratie, ja die ganze Welt, macht gerade die gleiche haarsträubende Erfahrung.

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