delong200_Chip Somodevilla_Getty Images Chip Somodevilla/Getty Images

Die Vertreter der Idee von der vorübergehenden Inflation hatten recht

PISA: Mit dem weltweiten Abklingen der Pandemie schoss die Inflation in die Höhe. Das lag an weitreichenden Verwerfungen in den globalen Lieferketten und plötzlichen Veränderungen bei den Nachfragemustern. Diese Nachfrageverschiebungen hätten selbst zu besten Zeiten eine Herausforderung für die Preisstabilität dargestellt, doch der Zusammenbruch der Lieferketten verschlimmerte die Lage. Der Markt konnte nicht sofort auf die neuen Nachfragemuster reagieren; daher stiegen die Preise.

Erinnern wir uns, dass wir anfänglich eine Verknappung des Angebots an Autos erlebten. Das lag schlicht an einem Mangel an Computerchips – ein Problem, das zu beheben 18 Monate dauerte. Das Problem war nicht, dass wir vergessen hatten, wie man Autos produziert, oder dass es an ausgebildeten Arbeitern und Fabriken mangelte. Uns fehlte einfach ein zentrales Bauteil. Sobald dieses geliefert wurde, wuchsen die Autobestände und die Preise sanken; es kam zur Desinflation. (Der Begriff „Desinflation“ bezeichnet einen Rückgang der Inflationsrate – nicht unbedingt des tatsächlichen Preisniveaus – und ist das, was für die Notenbanken bei der Überwachung von Preisänderungen maßgeblich ist. In diesem und einigen anderen Fällen sanken die Preise allerdings tatsächlich.)

Ein weiteres Beispiel für dieses vorübergehende, selbstkorrigierende Phänomen ist der Wohnungsmarkt. Da die Bevölkerungsgröße eine wichtige Determinante für die Nachfrage ist, hätte der durch das Missmanagement der Pandemie unter Donald Trump bedingte Tod von einer Million Amerikanern die Wohnungspreise insgesamt eigentlich senken müssen. Doch zog es die Menschen angesichts der Pandemie aufs Land. Großstädte wie New York erschienen weniger attraktiv als Orte wie Southampton und das Hudson Valley.

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