Die Roadmap führt über Damaskus

Mächtige Länder wissen, wie gefährlich es ist, wenn man öffentlich zurückweicht: Feinde schöpfen Mut, und den Bündnispartnern werden die Knie schwach. Eine Großmacht weiß außerdem, dass sie – wenn sie sich auf ein Militärabenteuer einlässt, ohne klare Ziele festzulegen – in schlimme Schwierigkeiten geraten kann. Was für die Großmächte gilt, trifft erst recht auf das von Feinden umgebene Israel zu, das es nicht geschafft hat, die Macht der Hisbollah über den Libanon zu brechen. Aber das Scheitern im Libanonkrieg könnte auch eine Friedenschance eröffnen, sofern Israel kühn genug ist, diese zu ergreifen.

Die Welt verfolgt in Bezug auf das Gebiet zwischen Kairo und Teheran zwei Hauptziele: den Frieden im erweiterten Mittleren Osten aufrechtzuerhalten, um einen ungestörten Ölfluss durch den Persischen Golf zu sichern, und den Disput zwischen Israelis und Palästinensern in Richtung einer Einigung zu lenken, die die Sicherheit Israels innerhalb seiner international anerkannten Grenzen gewährleistet und zugleich das legitime nationale Ziel des palästinensischen Volkes nach einem eigenen Staat erfüllt. Beide Fragen sind schon seit langem miteinander verknüpft; wichtigstes Bindeglied heute ist jedoch Präsident Bashar Al-Assads Syrien.

Isoliert und verzweifelt auf der Suche nach Bündnispartnern, unterstützt Syrien den Iran bei dessen Streben nach regionaler Hegemonie. Seit Syrien durch die Zedernrevolution des vergangenen Jahres aus dem Libanon vertrieben wurde, sind die Syrer bestrebt, den Libanon zurück in ihre Einflusssphäre zu ziehen. Sie unterstützen die Hisbollah – und helfen dem Iran, ihr Waffen zukommen zu lassen – weil Scheich Hassan Nasrallahs Schocktruppen die Regierung in Beirut schwächen. Die Syrer präsentieren sich außerdem gern als letzte echte arabische Verteidiger der palästinensischen Sache.

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