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Technologie für mich - und nicht für dich

PRINCETON: Kapitalismus beruht auf Wettbewerb. In der Praxis jedoch wird gegen dieses zentrale Prinzip häufig verstoßen, weil ehrgeizige Kapitalisten naturgemäß danach streben, ihre Konkurrenten auszuschalten und sich eine beherrschende Marktstellung zu sichern, von der aus sie neue potenzielle Wettbewerber auf Abstand halten können. Der Erfolg hierbei kann einen reich machen und seinen Status als Visionär begründen. Aber er kann auch dazu führen, dass einem Furcht und Hass entgegenschlagen.

China – eine der, wie sich argumentieren lässt, erfolgreichsten Marktwirtschaften des 20. Jahrhunderts – führt aus eben diesem Grund derzeit Krieg gegen seine eigenen großen Technologiekonzerne. Am auffälligsten war das, als es den Mitgründer der Alibaba Group, Jack Ma, nach dessen Kritik an der chinesischen Finanzaufsicht aus dem Verkehr zog. Die zutiefst über ihren Mangel an einem eigenen Big-Tech-Sektor besorgten Europäer konzentrieren sich derweil auf die Durchsetzung von Wettbewerbsregeln (Kartellbestimmungen), um die Macht von Giganten wie Google und Apple zu begrenzen. Und in den USA haben sich die politischen Affinitäten von Big Tech (gegenüber der „woken“ Linken und auch der „Red-Pill“-Rechten) zu Brennpunkten innerhalb der zerstörerischen Kulturkriege des Landes entwickelt.

Es ist nur natürlich, sich Sorgen über die Marktmacht und den politischen Einfluss derart riesiger und enorm wichtiger Konzerne zu machen. Dies sind Unternehmen, die im Alleingang das Schicksal vieler kleiner und sogar mittelgroßer Länder bestimmen können. Ein großer Teil der Debatte über den Einfluss der Konzerne ist dabei eher akademischer Art – aber nicht in der Ukraine, wo Technologien aus dem privaten Sektor während des vergangenen Jahres eine entscheidende Rolle auf dem Schlachtfeld gespielt haben.

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