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Ebbt die Welle des „Populismus“ ab?

STANFORD – Die dysfunktionale Brexit-Politik im Vereinigten Königreich und die Reaktion gegen Präsident Donald Trump bei den Zwischenwahlen in den Vereinigten Staaten sind Anlass, sich nochmals Gedanken über die Welle des Populismus zu machen, die die Demokratien der Welt in den letzten Jahren erfasst hat. Tatsächlich ist eine nähere Betrachtung längst überfällig.

Populismus ist ein mehrdeutiger Begriff, der für viele verschiedene Arten von politischen Parteien und Bewegungen verwendet wird, aber sein gemeinsamer Nenner sind Ressentiments gegenüber mächtigen Eliten. Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 stellten beide großen politischen Parteien in den USA populistische Reaktionen auf Globalisierung und Handelsabkommen fest. Einige Beobachter führten Trumps Wahl sogar auf die populistische Reaktion auf die liberale internationale Ordnung der letzten sieben Jahrzehnte zurück. Aber diese Analyse ist zu simpel. Es gab viele Faktoren, die in einem überdeterminierten Ergebnis gemündet sind, und Außenpolitik war nicht der wichtigste.

Populismus ist nicht neu, und er ist so amerikanisch wie Apple Pie. Einige populistische Reaktionen – etwa die Präsidentschaft von Andrew Jackson in den 1830er Jahren oder die Ära des Progressivismus Anfang des 20. Jahrhunderts – haben zu demokratiestärkenden Reformen geführt. Andere, wie die einwanderungsfeindliche, antikatholische Know-Nothing Party in den 1850er Jahren oder Senator Joe McCarthy und Gouverneur George Wallace in den 1950er und 1960er Jahren, haben Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung hervorgekehrt. Die jüngste Welle des amerikanischen Populismus umfasst beide Richtungen.

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