buruma141_BRENDAN SMIALOWSKI_AFP_Getty Images_capitol Brendan Smialowski/AFP/Getty Images

Was folgt nun für Amerika?

NEW YORK – Zumindest war es keine Katastrophe. Wenn die Demokraten es nicht geschafft hätten, eine Mehrheit im US-Repräsentantenhaus zu erreichen, hätte sich Präsident Donald Trump allmächtig gefühlt – mit all den düsteren Folgen, die das nach sich ziehen würde. Doch die Republikaner kontrollieren noch immer den Senat, und das bedeutet, dass die Justiz einschließlich des Supreme Court weiter nach rechts gedrängt werden wird. Und die Wahl Republikanischer Gouverneure in wichtigen Staaten wie Ohio und Florida bedeutet, dass dort die Wahlkreise so angepasst werden können, dass das die Chancen auf eine Wiederwahl Trumps 2020 erhöht.

Eines der häufigsten politischen Klischees im Vorfeld der Midterms war, dass sie ein „Kampf um die Seele Amerikas“ seien. Es ist leicht vorstellbar, dass Republikaner und Demokraten für zwei unterschiedliche Versionen des Landes stehen: Eine ist überwiegend weiß, nicht besonders gebildet, nicht sehr jung, stark in den ländlichen Gegenden, häufig männlich und stolz darauf, Waffen zu besitzen; die andere ist gebildeter, jünger, urban, rassisch vielfältig, stärker weiblich und stark daran interessiert, den Waffenbesitz zu regulieren. Dies sind Karikaturen, aber sie bringen eine sehr gut erkennbare Realität zum Ausdruck.

Obwohl beide Seiten sich selbst für patriotische Amerikaner halten, könnte ihre Vorstellung von Patriotismus gar nicht unterschiedlicher sein. Der Schriftsteller James Baldwin hat das Argument für einen „progressiven“ Patriotismus gut formuliert: Er liebe Amerika mehr als jedes andere Land auf der Welt und nehme aus diesem Grund das Recht für sich in Anspruch, es ständig zu kritisieren. Trump’sche Patrioten hätten Baldwin als Verräter beschimpft.

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