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Freiheit im Schleier

TURIN/LONDON – Die jüngste Kontroverse über den Hidschab, das von muslimischen Frauen getragene Kopftuch, brach Ende Oktober aus. Ironischerweise war der Auslöser eine vom Europarat gestartete Antidiskriminierungskampagne.

Der Rat hat auf seinen Social-Media-Kanälen ein kurzes Video veröffentlicht, das eine Reihe von Bildern enthält, die in zwei Hälften geteilt sind. Auf der einen Seite ist eine Frau zu sehen, die einen Hidschab trägt, auf der anderen die gleiche Frau ohne Kopfbedeckung. Am Ende des Videos erscheint der Text „Beauty is in diversity as freedom is in hijab“ (In der Vielfalt steckt genauso viel Schönheit wie Freiheit mit der Hidschab.), gefolgt von den Hashtags #celebratediversity und #JOYinHIJAB.

Das Video sorgte in Frankreich für Aufruhr, wo der Regierungssprecher Gabriel Attal von der Financial Times mit den Worten zitiert wurde, man dürfe „Religionsfreiheit nicht mit der faktischen Förderung eines religiösen Symbols verwechseln“. Attal bezeichnete das Tragen des Hidschabs als eine „identitäre“ Haltung, die „im Widerspruch zur Gewissensfreiheit steht, die Frankreich unterstützt“. Die französische Ministerin für Jugend und Sport, Sarah El Haïry, sprach sich energisch gegen das Video aus und machte sich für die Entscheidung des Rates, es aus dem Verkehr zu ziehen, stark. Rechtsgerichtete Politiker wie Marine le Pen und Michel Barnier sowie prominente Fernsehleute schlossen sich der Kritik an der Kampagne an.

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