mueller44_William Thomas CainGetty Images_local news philadelphia William Thomas Cain/Getty Images

Ist der Lokaljournalismus noch zu retten?

PRINCETON – „Jede Politik ist Lokalpolitik“, lautet ein altes amerikanisches Sprichwort. Vielleicht erklärt das zum Teil, warum es der Demokratie gerade so schlecht geht – insbesondere, aber nicht nur, in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Verwaltung von Städten und Gemeinden kann nur funktionieren, wenn es Lokaljournalisten gibt, die Politiker und Entscheidungsträger zur Rechenschaft ziehen. Leider ist der Lokaljournalismus in vielen Teil der Welt zusammengebrochen.

Das erschwert es den Bürgern, sich über die kommunale und am Ende auch nationale Politik zu informieren. Über lokale Probleme, die womöglich von allgemeinem Interesse sind, wird nicht berichtet, und die Menschen erfahren nicht mehr, wie sich nationale Maßnahmen vor Ort auswirken. Aber obwohl es kein Allheilmittel gegen den Niedergang des Lokaljournalismus gibt, sind wir nicht hilflos. Experimente in unterschiedlichen Ländern zeigen Wege auf, wie sich die lokale Berichterstattung wiederbeleben lässt. Ihnen allen ist gemein, dass sie lieber Nachrichten im öffentlichen Interesse bringen, gleich mit welchen wirtschaftlichen Mitteln, als an einem überholten kommerziellen Denken festzuhalten.

Den größten Teil des 20. Jahrhunderts war das Nachrichtengeschäft von Werbeeinnahmen abhängig. Als Ende der 1990er Jahre mehr und mehr Menschen das Internet entdeckten, begann dieses Modell zusammenzubrechen. Den Lokaljournalismus traf das am härtesten, und das nicht nur, weil Anzeigen immer häufiger auf kostenlose Websites wie Craigslist abwanderten, sondern auch, weil viele Lokalzeitungen nicht die Mittel hatten, um eine attraktive Online-Präsenz für ein erfolgreiches Abo-Modell aufzubauen.

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