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Erläuterungen zur großen Ungleichheitsdebatte in den USA

BOSTON: Die Debatte über die Trends bei der Ungleichheit in den USA hat den Sprung von den Seiten wissenschaftlicher Fachzeitschriften in führende Medien geschafft. Während Konservative seit langem anzweifeln, dass die Ungleichheit in den USA tatsächlich zugenommen hat, hat sich nun die Zeitschrift TheEconomist zu Wort gemeldet mit dem Fazit: „Die Vorstellung, dass die Ungleichheit zunimmt, ist alles andere als eine offensichtliche Tatsache.“ Leider vermischt die Debatte eine Anzahl von Fragen auf nicht hilfreiche Weise.

Es gibt unterschiedliche Vorstellungen von Ungleichheit, von denen jede für eine andere Frage relevant ist und durch ihre jeweiligen besonderen Messungsherausforderungen kompliziert wird. Die unkomplizierteste Messgröße ist die Ungleichheit bei den Arbeitseinkommen, die auf das verweist, was Besserverdienende im Vergleich zu Geringverdienern erhalten. Wenn wir darüber sprechen, wie es Arbeitnehmern mit Hochschulabschluss im Vergleich zu jenen mit lediglich Highschool-Abschluss ergeht, sprechen wir auch über die Ungleichheit bei den Arbeitseinkommen.

Natürlich ist die Messung der Arbeitseinkommen keine einfache Sache, weil einige Einkünfte nicht angegeben werden und manche Spitzenverdiener Strategien nutzen, um ihre Arbeitseinkünfte wie (mit einem niedrigeren Steuersatz belegte) Kapitaleinkünfte aussehen zu lassen. Zudem gibt es bezüglich der Frage, ob die (inflationsbereinigten) Reallöhne gestiegen sind, eine heftige Debatte darüber, ob der Verbraucherpreisindex die tatsächliche Inflation zu hoch angibt. Doch selbst unter Berücksichtigung dieser Probleme steht außer Zweifel, dass die Ungleichheit bei den Arbeitseinkommen spätestens seit 1980 steil gestiegen ist und sich dieser Trend seit der Großen Rezession im Gefolge von 2008 fortgesetzt hat.

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