US Federal Reserve Chair Janet Yellen Mark Wilson/Getty Images

Der Mut zur Normalisierung der Geldpolitik

NEW HAVEN – Ein dreifaches Hurra auf die Notenbanken! Das mag aus dem Munde eines langjährigen Kritikers der weltweiten Währungsbehörden seltsam erscheinen. Aber ich applaudiere dem lange überfälligen Bekenntnis der US Federal Reserve zur Normalisierung ihres Leitzinses und ihrer Bilanz. Dasselbe gilt für die Bank von England, und für das widerwillige Nicken der Europäischen Zentralbank in dieselbe Richtung. Die Gefahr ist freilich, dass diese Schritte nicht ausreichen und zudem zu spät kommen.

Die unkonventionelle Geldpolitik der Notenbanken – namentlich Nullzinsen und massive Wertpapierkäufe – wurde auf dem Höhepunkt der Finanzkrise von 2008-2009 eingeleitet. Sie war, gelinde gesagt, eine Notoperation. Angesichts der Tatsache, dass sie ihre traditionellen geldpolitischen Instrumente erschöpft hatten, mussten die Währungsbehörden bei der Bekämpfung des Zusammenbruchs an den Finanzmärkten und einer drohenden Implosion der Realwirtschaft außergewöhnlich kreativ vorgehen. Die Notenbanken hatten, so schien es, keine andere Wahl, als für die als „quantitative Lockerung“ bekannten massiven Liquiditätsspritzen zu optieren.

Diese Strategie hielt den freien Fall an den Märkten tatsächlich auf. Doch sie tat kaum etwas, um eine echte wirtschaftliche Erholung auszulösen. Die G7-Länder (die USA, Japan, Kanada, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien) sind in der Zeit nach der Krise zwischen 2010 und 2017 gemeinsam um durchschnittlich bloße 1,8% jährlich gewachsen. Das ist deutlich weniger als die durchschnittliche Erholung um 3,2%, die in vergleichbaren 8-Jahres-Intervallen während der beiden Konjunkturaufschwünge der 1980ser und 1990er Jahre zu verzeichnen war.

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