yao20_TATAN SYUFLANAPOOLAFP via Getty Images_yellenchina Tatan Syuflana/POOL/AFP via Getty Images

Wie sich Chinas Überkapazitätsproblem begegnen lässt

PEKING: Bei ihrem jüngsten Besuch in Peking kritisierte US-Finanzministerin Janet Yellen ihre chinesischen Gesprächspartner und argumentierte, dass die Subventionen der chinesischen Regierung zu Überkapazitäten in wichtigen Sektoren wie alternativer Energie und Elektrofahrzeugen geführt hätten. Dies verschaffe chinesischen Unternehmen unfaire Kostenvorteile, die sie in die Lage versetzen würden, amerikanische Firmen im Wettbewerb aus dem Feld zu schlagen. Mit ihrem Verweis auf Chinas Überkapazitätsproblem hatte Yellen Recht, doch mit ihrer Behauptung, dass die Grundursache hierfür staatliche Subventionen seien, lag sie falsch.

Für Chinesen meiner Generation ist mit dem Sprung vom Mangel zum Überfluss während der letzten vier Jahrzehnte ein Traum wahr geworden. Bis in die frühen 1990er Jahre war alles in China rationiert; heute fällt es schwer, etwas zu finden, das nicht ohne Weiteres erhältlich ist.

Chinas Erfahrung ist kein Einzelfall. Japan erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg eine ähnliche Transformation, als Jahrzehnte exportgestützten Wachstums das Land in die Lage versetzen, seine Industrie wieder aufzubauen und weiterzuentwickeln. Doch dann zwangen der Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems 1971 und die anschließenden Ölkrisen jenes Jahrzehnts japanische Unternehmen, sich auf ein konsumgestütztes heimisches Wachstum zu konzentrieren. Diese Umstellung führte rasch zu Überkapazitäten und löste in den 1980er Jahren zahlreiche Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und Japan aus.

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