qian3_Zhong ZhenbinAnadolu AgencyGetty Images_chinapovertyinequality Zhong Zhenbin/Anadolu Agency/Getty Images

Die zwei Seiten des chinesischen BIP

CHICAGO – Die Wirtschaftsberichterstattung über China konzentriert sich viel zu stark auf das Gesamt-BIP und nicht genügend auf das BIP pro Kopf, das die aussagekräftigere Kennzahl ist. Und diese verzerrte Berichterstattung hat wichtige Implikationen, denn die beiden Kennzahlen zeigen deutlich unterschiedliche Bilder von Chinas aktueller wirtschaftlicher und politischer Lage. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit zudem auf unterschiedliche Fragen.

Eine schnelle Suche in allen englischsprachigen Nachrichtenpublikationen in der ProQuest-Datenbank für den Zehnjahreszeitraum von 2011 bis 2021 zeigt, dass 20.915 Artikel Chinas BIP diskutierten, aber nur 1163 sein BIP pro Kopf erwähnten. Proportional sogar noch größer war dieser Unterschied bei den acht größten und angesehensten Zeitungen, darunter der New York Times, dem Wall Street Journal und der Washington Post, wo 5963 Artikel auf das chinesische BIP verwiesen, aber nur 305 das BIP pro Kopf diskutierten.

Im Jahr 2019 war Chinas BIP (zu Marktkursen) von 14 Billionen Dollar das weltweit zweithöchste hinter den USA (21 Billionen Dollar); auf dem dritten Platz lag Japan (fünf Billionen Dollar). Das aggregierte BIP spiegelt die Gesamtheit der Ressourcen – einschließlich der Steuerbasis – wider, die einer Regierung zur Verfügung stehen. Dies ist hilfreich für eine Betrachtung des Umfangs der staatlichen Investitionen Chinas wie etwa seines Raumfahrtprogramms oder seiner Militärkapazitäten. Für das Alltagsleben der chinesischen Bevölkerung jedoch ist es viel weniger relevant.

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