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Der Brexit ist die Hölle

PRINCETON – Der Präsident des Europäischen Rates Donald Tusk hat kürzlich eine Kontroverse ausgelöst, indem er äußerte, auf jene, die „ohne einen Plan“ den Brexit propagiert hätten, warte „ein besonderer Platz in der Hölle“. Für wütende Brexiteers zeigt diese Äußerung beispielhaft die gefühllose, moralistische Einstellung der EU-Technokraten in Brüssel. Die britische Premierministerin Theresa May gab dann auch brav eine Erklärung ab, in der sie Tusk wegen seiner Bemerkung tadelte.

Doch Mays Reaktion spielt kaum eine Rolle. Sie hat ihren Termin für die „bedeutsame Abstimmung“ (meaningful vote) über das Austrittsabkommen bereits verlängert und damit faktisch bestätigt, dass sie bis zur letzten Minute weiter ohne Plan agieren wird. In diesem Tempo könnten sich die Verzögerungen und Verlängerungen der Brexit-Fristen ewig hinziehen.

Tusks große Sünde war, dass er eine banale und universelle Wahrheit ausgesprochen hat. Egal, ob in London, Washington, D.C. oder sonst wo: Es ist nie ratsam, ohne klare Ziele und ein Gespür für die Reaktion der anderen Seite in Verhandlungen einzusteigen. Daher haben Staatsmänner wie Otto von Bismarck die Diplomatie im gesamten Verlauf der Geschichte als ein Schachspiel betrachtet. Wie Bismarck nur zu gut wusste, reicht es nicht, einfach nur die Figuren herumzuschieben; man muss auch eine Vorstellung davon haben, was als Nächstes passiert.

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