harrington35_PAVEL BYRKINSPUTNIKAFP via Getty Images_putinxi Pavel Byrkin/Sputnik/AFP via Getty Images

Russland wird zur Bürde für Xi

ATLANTA – Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin mag die ihm zugewiesene Rolle gespielt haben, indem er sich angeblich am 29. Juni mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml traf. Doch dürfte dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping ungeachtet des gestellten Schulterschlusses nicht entgangen sein, dass Prigoschins in aller Öffentlichkeit abgelaufene Meuterei vom letzten Monat die russische Führung enorm geschwächt hat. Angesichts der Gegenoffensive der Ukraine und wachsender russischer Verluste auf dem Schlachtfeld entwickelt sich Xis „unbegrenzte“ Partnerschaft für China zunehmend zur militärischen Belastung.

Natürlich beharrt China darauf, dass der abgebrochene Putsch der Wagner Group keine Bedrohung für seine eigene Zusammenarbeit mit dem Kreml dargestellt habe. Nur wenige Stunden, nachdem Prigoschin seinen Marsch auf Moskau abbrach, gab die Kommunistische Partei Chinas eine Erklärung heraus, in der sie die Revolte als innere Angelegenheit Russlands herunterspielte. In Chinas gab es kaum Nachrichten zu Prigoschins Aufstand; die Zensur hat in den sozialen Medien jeden Hinweis darauf getilgt, dass Putin womöglich um eine Nummer zurechtgestutzt wurde. Die staatlichen Medien bekräftigten pflichtgemäß die Unterstützung des Regimes für Russland, stellten die westliche Reaktion als überzogen dar und erklärten Putins Stellung für gesichert.

Angesichts seiner häufigen Lobgesänge auf Chinas Verbindungen zu Russland und seine persönliche Beziehung zu Putin ist es verständlich, dass Xi diese Fassade aufrechterhalten will. Beide haben sich in den letzten zehn Jahren rund 40 Mal getroffen und dabei wiederholt eine gemeinsame Weltsicht beschworen. Putin startete seine Invasion der Ukraine, kurz nachdem Xi ihre „unbegrenzte“ Partnerschaft verkündet hatte, und Fotos vom Handschlag beider bei Xis Moskaubesuch im März – drei Tage, nachdem der Internationale Strafgerichtshof Putin wegen Kriegsverbrechen unter Anklage gestellt und einen Haftbefehl gegen ihn erlassen hatte – vermittelten die Botschaft, dass ihre Verbindung stark bleibt.

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