PARIS – Hundert Jahre sind inzwischen seit dem Ende des Ersten Weltkriegs vergangen, und der Jahrestag wurde in Australien, Kanada, Frankreich und Großbritannien mit großem Pomp begangen. Deutschland entsandte aus diesem Anlass hochrangige Vertreter nach Frankreich, um die Versöhnung zwischen beiden Ländern zu bekräftigen. Doch die Tatsache, dass es erst zu einer französisch-deutschen Aussöhnung kam, nachdem Europa einen weiteren verheerenden Krieg durchlitten hatte, zeigt, wie zerbrechlich der Frieden sein kann, insbesondere wenn politische Führer so kurzsichtig sind, wie das häufig der Fall ist.
Der Cambridge-Historiker Christopher Clark gab seinem 2012 erschienen Buch über die Ursprünge des Ersten Weltkrieges den passenden Namen Die Schlafwandler. Durch eine Kombination vorsätzlicher Blindheit, absoluter Selbstgefälligkeit und heftiger Verbohrtheit setzten Europas Regierende ihre Länder einem Konflikt aus, an dem eine ganze Generation zerbrach.
Es hätte bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges klar sein müssen, dass die Industrialisierung und die Revolution im Verkehrswesen die Kriegsführung völlig verwandelt hatten. Der Krimkrieg von 1853-1856 hatte mehr als eine Million Opfer, und der amerikanische Bürgerkrieg von 1861-1865 führte zu über 600.000 Toten.
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Es hätte bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges klar sein müssen, dass die Industrialisierung und die Revolution im Verkehrswesen die Kriegsführung völlig verwandelt hatten. Der Krimkrieg von 1853-1856 hatte mehr als eine Million Opfer, und der amerikanische Bürgerkrieg von 1861-1865 führte zu über 600.000 Toten.
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