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24 Stunden, die den Kreml erschütterten

MOSKAU: Jewgeni Prigoschin mag seinen Putschversuch abgebrochen haben, knapp bevor die Söldner seiner Wagner Group Moskau erreichten, doch womöglich hat die Rebellion Wladimir Putins Regime trotzdem den Todesstoß versetzt. Es mag sein, dass noch Tage, Wochen oder gar Monate vergehen, bevor die Risse offen zu Tage treten, doch man täusche sich nicht: Jede Krise, die nur mit der dünnsten aller Lösungen (oder gar keiner) endet, mindert Putins Status weiter –und was immer er noch an Unterstützung unter Russlands Eliten genießt. Seine Rivalen beäugen vermutlich bereits den Thron.

Kurzfristig könnte Putin das Scheitern des Aufstands propagandistisch zu seinen Gunsten drehen. Schließlich kam es nicht zu einem Aufstand sich der Rebellion anschließender Massen, so wie Prigoschin ihn vorhergesagt hatte, und Russlands Streitkräfte standen zum Kreml – wenn auch nur halbherzig, was sich daran zeigt, dass tschetschenische Truppen nach Rostow-am-Don geschickt werden mussten, um sich Prigoschins Söldnern entgegenzustellen. Mit der Zeit jedoch wird klar werden, dass nichts hiervon die Stärke des Putin-Regimes widerspiegelt.

Anscheinend war keine der beiden Seiten überzeugt, die andere besiegen zu können. Während Prigoschin Russlands Militärführung vehement kritisierte, bestritt er einen Putschversuch. Stattdessen stellte er den Wagner-Vorstoß auf Moskau als „Marsch der Gerechtigkeit“ für die Soldaten dar, die aufgrund der Führungsschwäche des russischen Militärs in der Ukraine gestorben waren – und selbst diese Mission wurde rasch abgebrochen. Prigoschin wusste, dass er einen Angriff auf Moskau nicht würde durchhalten können.

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