Virtuelle Laster

In einem beliebten Internet-Rollenspiel namens Second Life können Menschen sich eine virtuelle Identität zulegen, wobei sie z. B. ihr Alter, Geschlecht und Aussehen auswählen können. Diese virtuellen Charaktere tun dann Dinge, die Menschen in der wirklichen Welt tun, z. B. Sex haben. Je nach Vorliebe, kann mit jemandem Sex haben, der älter oder jünger ist – vielleicht wesentlich älter oder jünger. Wenn der eigene virtuelle Charakter ein Erwachsener ist, kann man sogar mit einem virtuellen Charakter Sex haben, der noch ein Kind ist.

Wenn man das in der wirklichen Welt täte, wären sich die meisten von uns einig, dass man etwas wirklich Schlimmes getan hätte. Aber ist es wirklich schlimm, virtuellen Sex mit einem virtuellen Kind zu haben?

Einige Spieler von Second Life sind dieser Meinung und haben gelobt, die Täter öffentlich zu machen. In der Zwischenzeit erklärten die Hersteller, Linden Labs, dass sie das Spiel so verändern werden, dass virtuelle Kinder keinen Sex haben können. Auch die deutsche Staatsanwaltschaft hat sich eingeschaltet, obwohl sie eher Bedenken hinsichtlich der Verwendung des Spiels zur Verbreitung von Kinderpornografie zu haben scheint und weniger bezüglich der Frage, ob jemand virtuellen Sex mit virtuellen Kindern hat.

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