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Warum unterbietet Amerika Japan?

TOKIO – Bis 2017 stand die Handelspolitik der USA ziemlich gut im Einklang mit den strategischen Zielen des Landes. Die Vereinigten Staaten waren die weltgrößte Volkswirtschaft und Militärmacht, und ihre Bündnisse mit europäischen und anderen Ländern haben die Sicherheit gestärkt und zum Wohlstand für alle beigetragen. Außerdem waren die USA – über Institutionen wie die Welthandelsorganisation – eine globale Führungsmacht, die einen gemeinsamen rechtsstaatlichen Rahmen gewährleistete, um weltweites Wirtschaftswachstum und grenzüberschreitenden Handel zu unterstützen.

Mit Donald Trump kam dann eine Zeit des US-amerikanischen Protektionismus, was zur unnötigen Entfremdung von Freunden und Verbündeten führte. Und sein Nachfolger Joe Biden wollte eigentlich einen Teil des Schadens reparieren, aber viele wichtige Elemente der Trumpschen Handelspolitik hat er nicht rückgängig gemacht.

Ein gutes Beispiel dafür ist die US-Politik gegenüber Japan, einem wichtigen asiatischen Verbündeten Amerikas. Japans Sicherheit war lang von den USA abhängig – was bis auf die japanische Niederlage im Zweiten Weltkrieg zurückreicht. Seit Abe Shinzōs Amtszeit als Premierminister hat das Land aber seine militärischen und sicherheitstechnischen Kapazitäten ausgebaut und sich – auch in Hinblick auf Taiwan – stärker bereit gezeigt, seine Verbündeten und auch seine strategischen Interessen in der Region zu verteidigen. Aber Japan stützt sich immer noch auf den Sicherheitsschirm der USA. Außerdem ist das Land stark vom Handel abhängig – und hat sowohl in Asien als auch innerhalb der Weltwirtschaft eine bedeutende Stellung. Was dort geschieht, wirkt sich daher auf alle aus. Und jetzt, wo China mit den Muskeln spielt, ist Japan nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch wichtig geworden.

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