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Amerikas eigentliches Problem mit China

BOSTON – Anstatt davon auszugehen, dass mehr internationaler Handel immer gut für Amerikas Arbeitnehmer und für die nationale Sicherheit ist, will die Regierung von US-Präsident Joe Biden in heimische Industriekapazitäten investieren und verstärkt auf Lieferketten mit befreundeten Ländern setzen. Doch so begrüßenswert eine solche Neuausrichtung auch ist, geht die neue Politik möglicherweise nicht weit genug, vor allem wenn es darum geht, das Problem anzugehen, das China darstellt.

Der Status quo der vergangenen acht Jahrzehnte war schizophren. Während die Vereinigten Staaten eine aggressive – und zuweilen zynische – Außenpolitik verfolgten, mit der Diktatoren unterstützt und manchmal von der CIA inspirierte Staatsstreiche inszeniert wurden, setzten sie zugleich auf Globalisierung, internationalen Handel und wirtschaftliche Integration, um für Wohlstand und eine Welt zu sorgen, die den Interessen der USA wohlgesonnen ist.

Nun, da dieser Status quo praktisch zusammengebrochen ist, müssen die politischen Entscheidungsträger einen kohärenten Ersatz formulieren. Hierfür können zwei neue Prinzipien die Grundlage der US-Politik bilden. Erstens sollte der internationale Handel so gestaltet werden, dass er eine stabile Weltordnung fördert. Wenn durch eine Ausweitung des Handels mehr Geld in die Hände religiöser Extremisten oder autoritärer Revanchisten gelangt, werden die globale Stabilität und die Interessen der USA darunter leiden. Wie Präsident Franklin D. Roosevelt 1936 sagte, „gefährdet Autokratie in der Weltpolitik den Frieden“.

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