buruma205_Scott EisenGetty Images_trump Scott Eisen/Getty Images

Gewählte Kriminelle

LONDON: Während Donald Trump die zweifelhafte Auszeichnung für sich in Anspruch nehmen kann, als erster ehemaliger Präsident der USA erneut für das Amt zu kandidieren, während zugleich Strafverfahren gegen ihn laufen, ist er durchaus nicht der erste Bewerber um ein politisches Amt in der US-Geschichte, der angeklagt, verurteilt oder sogar inhaftiert wurde. Gegen Trumps Energieminister etwa, den texanischen Ex-Gouverneur Rick Perry, lief ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs, als er sich 2016 kurzzeitig um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei bemühte.

Dann war der Eugene Debs, der 1920 vom Bundesgefängnis in Atlanta aus bei der Präsidentschaftswahl kandidierte. Debs war wegen einer Rede, in der er sich gegen die Kriegsbeteiligung der USA im Ersten Weltkrieg gewandt hatte, zu einer zehnjährigen Haftstrafe wegen Verstoßes gegen den Sedition Act von 1918 verurteilt worden. Als Kandidat der Sozialistischen Partei wurde Debs zwar nicht zum Präsidenten gewählt, aber er bekam fast eine Million Stimmen – der höchste Wert, den ein Sozialist je bei einer US-Präsidentschaftswahl erzielte.

Einige verurteilte Kandidaten schafften es sogar, ihre Wahlen zu gewinnen. Marion S. Barry, Jr. erreichte 1994 eine vierte Amtszeit als Bürgermeister von Washington, D.C., obwohl er vier Jahre zuvor wegen Drogenbesitzes eine sechsmonatige Gefängnisstrafe abgesessen hatte.

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