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Das Beste aus der Welt nach der Pandemie machen

CAMBRIDGE – Die Weltwirtschaft wird in den kommenden Jahren von drei Trends geprägt sein. Die Beziehung zwischen den Märkten und dem Staat wird zugunsten des letzteren neu austariert. Dies wird mit einer Neugewichtung zwischen Hyperglobalisierung und nationaler Autonomie einhergehen, ebenfalls zugunsten letzterer. Und unsere Ambitionen hinsichtlich des Wirtschaftswachstums müssen wohl heruntergeschraubt werden.

Nichts hebt die Unzulänglichkeit der Märkte angesichts der Probleme des kollektiven Handelns und die Bedeutung staatlicher Möglichkeiten zur Krisenbewältigung sowie dem Schutz der Menschen besser hervor als eine Pandemie. In der COVID-19-Krise sind die Forderungen nach allgemeiner Krankenversicherung, stärkeren arbeitsrechtlichen Schutzbestimmungen (auch für Gig-Arbeitskräfte) und dem Schutz inländischer Lieferketten für systemrelevante medizinische Ausrüstung lauter geworden.  Die Krise hat dazu geführt, dass Länder nun der Belastbarkeit und Zuverlässigkeit in der Produktion Vorrang vor Kosteneinsparungen und Effizienz durch globales Outsourcing einräumen. Und die wirtschaftlichen Kosten der Lockdown-Maßnahmen werden mit der Zeit steigen, da der massive Angebotsschock aufgrund der Unterbrechung der inländischen Produktion und der globalen Wertschöpfungsketten auch eine Verschiebung der Gesamtnachfrage nach unten bewirkt.

Doch obwohl COVID-19 diese Trends verstärkt und verfestigt, ist die Pandemie nicht die primär treibende Kraft hinter diesen Entwicklungen. Alle drei Trends – stärkere staatliche Maßnahmen, Rückzug aus dem Hyperglobalismus und niedrigere Wachstumsraten – zeichneten sich schon vor der Pandemie ab. Und obwohl man sie als erhebliche Gefahren für den menschlichen Wohlstand betrachten könnte, besteht auch die Möglichkeit, dass es sich bei ihnen um Vorboten einer nachhaltigeren, integrativeren Weltwirtschaft handelt.

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