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Die globalen Auswirkungen der amerikanischen Debatte zur Gesundheitsreform

CAMBRIDGE – Seit seinem Amtsantritt Anfang dieses Jahres legt Präsident Barack Obama größtes Augenmerk auf die Reform der Finanzierung des amerikanischen Gesundheitswesens. Allerdings stoßen seine Vorschläge aufgrund ihrer potenziellen Auswirkungen auf zukünftige Haushaltsdefizite auf erbitterten Widerstand von konservativen Demokraten und Republikanern. Da diese Defizite die primäre Ursache von Amerikas Leistungsbilanzdefizit – und daher globaler Ungleichgewichte – sind,  werden Regierungen und Anleger auf der ganzen Welt vom Ausgang der Debatte um die Gesundheitsreform betroffen sein.

Etwa 85 Prozent aller Amerikaner verfügen derzeit über irgendeine Form der Krankenversicherung.  Alle Personen über 65 sind berechtigt, über das Medicare-Programm eine Krankenversicherung der Bundesregierung in Anspruch zu nehmen. Familien mit geringem Einkommen (und solche, deren Einkommen oder andere Vermögenswerte durch hohe Behandlungskosten gefährdet wären) sind über das  Medicaid-Programm versichert, das von den Bundesstaaten und der Bundesregierung gemeinsam finanziert wird. Viele nicht versicherte Menschen bekommen in den Notaufnahmestellen öffentlicher und privater Krankenhäuser kostenlose medizinische Hilfe und können in diesen Institutionen auch chronische Krankheiten gratis behandeln lassen. 

Im jüngsten amerikanischen Haushalt sind die staatlichen Ausgaben für Medicare im Jahr 2010 mit über 500 Milliarden Dollar veranschlagt, während das Medicaid-Programm den Steuerzahlern über 250 Milliarden Dollar kosten wird.  Private Krankenversicherungen werden im Allgemeinen von den Arbeitgebern zur Verfügung gestellt. Dieses Modell wird insofern gefördert, als die Versicherungsbeiträge des Arbeitgebers als steuerlich absetzbare Betriebsausgaben und für den Arbeitnehmer als nicht zu versteuernder Einkommensteil gelten. Aufgrund dieser Regelung reduzieren sich Einkommenssteuern und Lohnnebenkosten um mehr als 200 Milliarden Dollar.  

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