acemoglu52_STRAFP via Getty Images_facebooksocialmedia STR/AFP via Getty Images

Das Ende realer sozialer Netzwerke

CAMBRIDGE – Mittlerweile starren nicht nur Milliarden Menschen weltweit auf ihre Mobiltelefone, auch die Informationen, die sie konsumieren, haben sich dramatisch verändert - und das nicht zum Besseren. Im Falle führender Social-Media-Plattformen wie Facebook haben Forschende dokumentiert, dass sich Unwahrheiten schneller und weiter verbreiten als ähnliche Inhalte mit korrekten Informationen. Zwar fordern die Nutzer diese Desinformationen nicht ein, aber die Algorithmen – die bestimmen, was die Menschen zu sehen bekommen – favorisieren tendenziell reißerische, unrichtige und irreführende Inhalte, weil diese für „Engagement“ und damit für Werbeeinnahmen sorgen.

Wie der Internetaktivist Eli Pariser im Jahr 2011 feststellte, schafft Facebook Filterblasen, in denen Einzelpersonen häufiger mit Inhalten konfrontiert werden, die ihre ideologischen Präferenzen verstärken und ihre Vorurteile bestätigen. Und neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser Ablauf großen Einfluss auf die Art der Informationen hat, die die Nutzer sehen.

Doch auch jenseits der von Algorithmen gefällten Entscheidungen auf Facebook ermöglicht das umfassendere Ökosystem der sozialen Medien es den Menschen, ihren Interessen entsprechende  Untergruppen zu finden. Das muss nicht unbedingt schlecht sein. Wenn Sie in Ihrem Umfeld die einzige Person mit Interesse an Ornithologie sind, können Sie das ändern und sich mit Ornithologie-Begeisterten aus der ganzen Welt zusammenschließen. Das Gleiche gilt freilich auch für den einsamen Extremisten, der dieselben Plattformen nutzen kann, um Hassbotschaften und Verschwörungstheorien zu verbreiten.

https://prosyn.org/3TXoxH6de