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Das drohende globale Chaos und die Rückkehr des Krieges

BERLIN – Als im Morgengrauen des 24. Februar 2022 russische Truppen auf Befehl des russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Ukraine einfielen, veränderte sich nicht nur Europa, sondern die gesamte Weltordnung, denn damit wurden die Uhren der Geschichte zurückgestellt: Der Eroberungskrieg der großen Mächte war zurückgekehrt, der Krieg um Grenzen mit bewaffnet durchgesetzten Herrschaftsansprüchen und gewaltsam zu lösenden Machtfragen unter Einschluss militärischer Eroberungen. An jenem 24. Februar wurde das grundsätzliche Prinzip der Geopolitik im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert zurückgestellt: von gewaltfreien Verhandlungen und Frieden auf Stärke, Macht und Krieg.

Gewiss, Kriege gab es in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche, aber diese waren zumeist regional begrenzt und fanden am Rande, in den Bruchzonen der globalen Geopolitik statt. Der Geruch eines neuen globalen Sarajewos war nicht festzustellen. Die automatischen Stabilisatoren wirkten zuverlässig. Und dann war da immer noch die alleinige Supermacht USA als Garant der Ordnung. Diese Welt ist vor unseren Augen brüchig geworden und eine bessere Alternative nicht in Sicht.

Hinter Putins Invasion der Ukraine steckt ein altes, imperiales Ziel Russlands: Großrussland und somit die Revision der machtpolitischen Ergebnisse des Zusammenbruchs der Sowjetunion. Diese revisionistischen Ziele sind hochgefährlich, da sie ohne Kriege nicht durchzusetzen sind. Kriege gegen kleinere Nachbarn und Regionalmächte und auch gegen Weltmächte, die sich dabei meist im Hintergrund halten, um globale Dominanz, ja Vorherrschaft. Die geopolitische Hauptachse des 21. Jahrhunderts wird das Verhältnis der USA und Chinas sein. Werden sich die beiden Supermächte verstehen und zusammenarbeiten, sind die Chance auf eine friedliche Zukunft sehr viel besser, und wenn nicht, wird das Gegenteil gelten.

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