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Russland wird auf den permanenten Krieg vorbereitet

MOSKAU – Im späten 18. Jahrhundert plante Katharina die Große eine Reise auf die Krim, die ihr Günstling, Graf Grigori Potemkin, einige Jahre zuvor erobert hatte. Potemkin war es zwar gelungen, die landwirtschaftlich wertvolle Halbinsel dem Osmanischen Reich zu entreißen, doch die versprochene Kolonisierung hatte er nicht zustande gebracht.

Um sein Gesicht zu wahren, ordnete Potemkin den Bau einer Reihe von bemalten Pappfassaden entlang des Flusses an, an dem die Zarin entlangfahren würde. Um die Illusion zu vervollständigen, ließ er fröhliche Dorfbewohner und Herden mit gesundem Viehbestand kommen. Wohlstand gab es nicht, aber es sah zumindest danach aus.

Seither sind „Potemkinsche Dörfer” fester Bestandteil der russischen Geschichte. Während der Sowjetzeit wurde systematische Gewalt und Unterdrückung vom Bild eines Kommunismus überdeckt, der das Leben vorgeblich für alle besser macht. Und heute arbeitet der Kreml unermüdlich daran, den Eindruck zu erwecken, Russland sei ein Leuchtfeuer der Stabilität, wo ein dankbares Volk seinem Führer Wladimir Putin inbrünstig ergeben ist. Doch hinter den Kulissen findet man Enttäuschung, Verzweiflung, Angst und Wut.

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