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Klimawandel, Märkte und Marxismus

LONDON – Brasiliens neuer Außenminister Ernesto Araújo ist nach eigener Aussage überzeugt, dass der Klimawandel eine von „kulturellen Marxisten“ eingeleitete Verschwörung sei, um die westlichen Volkswirtschaften abzuwürgen. Das ökologistische „Dogma“ dieser verruchten Kräfte sei „genutzt worden, um die Ausweitung der regulatorischen Macht der Staaten über die Wirtschaft zu rechtfertigen“.

Angesichts der zentralen Rolle, die Brasilien in vergangenen Debatten zum Klimawandel gespielt hat, darunter beim Abschluss des Pariser Klimaabkommens von 2015, muss die Entscheidung des designierten Präsidenten Jair Bolsonaro für Araújo jeden verstören, der glaubt, dass der Klimawandel der Menschheit schweren Schaden zuzufügen droht. Im Gefolge von US-Präsident Donald Trumps Rückzug aus dem Pariser Abkommen bedroht Aráujos Ernennung den Fortschritt hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft.

Ein Teil der Antwort auf derartige Verschwörungstheoretiker muss darin bestehen, weiter die wissenschaftlichen Argumente dafür vorzutragen, dass ein Klimawandel im Gange ist und Ländern mittleren Einkommens wie Brasilien schweren Schaden zufügen wird (sogar noch schwereren als den entwickelten Volkswirtschaften). Doch ist es zugleich wichtig, die Menschen zu überzeugen, dass die Bekämpfung des Klimawandels weder den Wohlstand noch das private Unternehmertum bedroht.

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