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Ist mit Khashoggi auch die Weltordnung gestorben?

WASHINGTON, DC – Anfang Oktober betrat Jamal Khashoggi –  Kolumnist der Washington Post und prominenter Kritiker der saudischen Regierung – das saudi-arabische Konsulat in Istanbul, um die für die Heirat mit seiner türkischen Verlobten notwendigen Papiere abzuholen. Doch anstatt von der Regierung seines Landes Hilfe zu erhalten, wurde er von ihren Agenten  gefoltert, ermordet und zerstückelt.

Dabei handelt es sich um ein schockierendes Verbrechen, das einige ernste Fragen aufwirft, nicht zuletzt im Hinblick auf die angemessene Balance zwischen dem Schutz der Menschenrechte und der Erhaltung lange währender (und lukrativer) Allianzen. Auf einer grundsätzlicheren Ebene  hat die schiere Unverfrorenheit mit der die saudische Regierung Khashoggi tötete – von der schwachen Reaktion westlicher Spitzenpolitiker ganz zu schweigen – den Menschen auf der ganzen Welt vor Augen geführt, wie eiskalt bei geopolitischen Machenschaften wirklich kalkuliert wird.

Transparenz ist üblicherweise ein Wert, den es zu fördern gilt. In diesem Fall allerdings haben die Enthüllungen ihren Preis. Die Überzeugung, dass Prinzipien, Werte und Regeln in internationalen Beziehungen zumindest von einer gewissen Bedeutung sind, übt stabilisierende Wirkung aus. Wird diese Überzeugung erschüttert - wie etwa durch die Vergiftung des früheren russischen Doppelagenten Sergei Skripal und seiner Tochter heuer im Frühjahr auf britischem Boden – beschädigt das auch die Weltordnung in womöglich irreparabler Weise.

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