zizek25_MAHMUD HAMSAFP via Getty Images_israel palestine MAHMUD HAMS/AFP via Getty Images

Die neuen Wurzeln des Antisemitismus

LJUBLJANA: Man müsse, so schrieb Reinhard Heydrich, einer der Architekten des Holocausts, 1935, die Juden in zwei Kategorien unterteilen: die Zionisten und die Anhänger der Assimilation. „Die Zionisten halten sich streng an einen Rassenstandpunkt und helfen mit ihrer Auswanderung nach Palästina beim Aufbau ihres eigenen jüdischen Staates ... [U]nsere guten Wünsche und unser offizielles Wohlwollen gehen mit ihnen.“

Von der Warte Heydrichs aus betrachtet stellte der Aufbau des Staates Israel somit den Triumph des Zionismus über den Assimilationismus dar. Er komplizierte aber auch die traditionelle antisemitische Wahrnehmung der Juden als entwurzeltes, wurzelloses Volk, wie sie Martin Heideggers im Jahr 1939 vertrat, als er eine Untersuchung der „eigentümliche[n] Vorbestimmung der Judenschaft für das planetarische Verbrechertum“ forderte:

„Die Juden ‚leben‘ bei ihrer betont rechnerischen Begabung am längsten schon nach dem Rasseprinzip, weshalb sie sich auch am heftigsten gegen die uneingeschränkte Anwendung zur Wehr setzten. Die Einrichtung der rassischen Aufzucht entstammt nicht dem Leben selbst, sondern der Übermächtigung des Lebens durch die Machenschaft. Was diese mit solcher Planung betreibt, ist eine vollständige Entrassung der Völker durch die Einspannung derselben in die gleich gebaute und gleichschnittige Einrichtung alles Seienden. Mit der Entrassung geht eine Selbstentfremdung der Völker ineins – der Verlust der Geschichte – d. h. der Entscheidungsbezirke zum Seyn.“

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