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Die wirtschaftlichen Folgen des Gaza-Krieges

NEW YORK – Das barbarische Massaker der Hamas an mindestens 1.400 Israelis am 7. Oktober und die anschließende israelische Militäraktion im Gazastreifen zur Auslöschung der Gruppe haben vier geopolitische Szenarien im Hinblick auf die Weltwirtschaft und die Märkte aufkommen lassen. Wie es bei derartigen Schocks häufig der Fall ist, könnte sich Optimismus als unangebracht erweisen.

Im ersten Szenario bleibt der Krieg weitgehend auf den Gazastreifen beschränkt, ohne dass es zu einer regionalen Eskalation kommt, die über kleinere Scharmützel mit iranischen Stellvertretern in den Nachbarländern Israels hinausgeht; tatsächlich ziehen es die meisten Akteure inzwischen vor, eine regionale Eskalation zu vermeiden. Die Militäraktion der israelischen Streitkräfte in Gaza schwächt die Hamas erheblich und hinterlässt eine hohe Zahl an zivilen Opfern, und der instabile geopolitische Status quo bleibt bestehen. Nachdem er jegliche Unterstützung verloren hat, scheidet der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu aus dem Amt, doch die israelische Öffentlichkeit lehnt eine Zwei-Staaten-Lösung weiter entschieden ab. Dementsprechend schwelt die Palästinenserfrage weiter; die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zu Saudi-Arabien ist eingefroren; der Iran bleibt eine destabilisierende Kraft in der Region, und die Vereinigten Staaten machen sich weiterhin Sorgen um das nächste Aufflammen.

Die Auswirkungen dieses Szenarios auf die Wirtschaft und den Markt sind gering. Der derzeitige leichte Anstieg der Ölpreise würde sich abschwächen, da es keinen Schock für die regionale Produktion und die Exporte aus der Golfregion gäbe. Die USA könnten zwar versuchen, iranische Erdölexporte zu unterbinden, um das Land für seine destabilisierende Rolle in der Region zu bestrafen, doch es ist unwahrscheinlich, dass sie eine solche eskalatorische Maßnahme ergreifen. Die iranische Wirtschaft würde unter den bestehenden Sanktionen weiter stagnieren, was die Abhängigkeit des Landes von engen Beziehungen zu China und Russland noch verstärken würde.

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