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Europäische Inflation ist keine amerikanische Inflation

PARIS – Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind im Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 5 % gestiegen. Zur gleichen Zeit hat sich die Zahl der Google-Suchen nach dem Begriff „Inflation“ in Deutschland verdreifacht und in Frankreich verzehnfacht. Auf den ersten Blick kann man sich also nur schwer des Eindrucks erwehren, dass Europa – ähnlich wie die Vereinigten Staaten, wo das jährliche Preiswachstum 7 % erreicht hat – es schwer haben wird, den Inflationsdrachen zu bändigen.

Nachdem die Europäische Zentralbank die Sorgen über steigende Preise zu lange mit der Begründung abgetan hat, das Hauptrisiko sei die Deflation, ist sie nun ebenso wie die US-Notenbank in die Defensive geraten. Kritiker werfen der EZB vor, der Inflationsentwicklung gefährlich hinterherzuhinken und ihr vorrangiges Mandat – die Gewährleistung der Preisstabilität – vernachlässigt zu haben. Einige behaupten, dass nach Jahren der abenteuerlichen quantitativen Lockerung der Tag der Abrechnung gekommen ist.

Sicherlich kann man sowohl der Fed als auch der EZB vorwerfen, dass sie den derzeitigen Preisanstieg nicht früh genug erkannt haben. Aber das ist kein Grund, die USA und die Eurozone in einen Topf zu werfen. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass die Inflation auf beiden Seiten des Atlantiks endgültig angekommen ist, sind die Aussichten für die USA aus drei Gründen weitaus schlechter.

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