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Die Inflation zerstört verrottete Regierungen

BERLIN: Der jüngste weltweite Anstieg der Inflation erzwingt politische Veränderungen und erinnert uns, wie effizient dieses alte wirtschaftliche Problem Regierungen stürzen kann. In Demokratien hängen Wahlergebnisse oft von der Preisentwicklung ab. Doch ist deren Auswirkung auf Autokratien nicht weniger ausgeprägt, da die Inflation den stillschweigenden Gesellschaftsvertrag untergräbt, auf den sie ihre Autorität stützen.

In Argentinien kann die Wahl des radikalen selbsternannten Anarcho-Kapitalisten Javier Milei zum Präsidenten als unmittelbare Folge der Unfähigkeit des amtierenden peronistischen Regimes verstanden werden, die Inflation erfolgreich zu bekämpfen. Diese hat inzwischen eine jährliche Rate von 143 % erreicht. Mileis wichtigstes Wahlversprechen war es, durch Abschaffung der Notenbank und Ersetzung des argentinischen Pesos durch den US-Dollar wieder Preisstabilität herzustellen.

Die Beendigung der geldpolitischen Autonomie ist offensichtlich ein kühnes und riskantes Experiment, das den staatlichen Handlungsspielraum stark einschränken wird. Aber genau darum geht es. Da die vorherige Regierung zu viel versucht hat und dabei offensichtlich gescheitert ist, haben die Wähler jetzt das Gefühl, dass alles besser wäre als weitere Misswirtschaft.

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