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China allein

NEU DELHI – In seiner letzten Neujahrsansprache erklärte der chinesische Präsident Xi Jinping, das Jahr 2020 werde „ein Meilenstein“. Damit lag er richtig, aber nicht so, wie er erwartet hatte. Weit davon entfernt, „Freunde in jedem Winkel der Welt“ zu haben, wie er prahlte, hat China seinen internationalen Ruf schwer beschädigt, seine Partner vor den Kopf gestoßen und sich selbst nur eine einzige Art von Machtmittel bewahrt: rohe Gewalt. Ob die Aussicht, sich international zu isolieren, Xi von seinen imperialistischen Ambitionen abbringt, bleibt allerdings abzuwarten.

Wahrscheinlich werden die Historiker das Jahr 2020 als Wendepunkt betrachten. Dank COVID-19 mussten viele Länder auf die harte Tour lernen, wie abhängig ihre Lieferketten von China sind, und die internationale Einstellung gegenüber dem kommunistischen System des Landes hat sich verändert.

Das Blatt wendete sich, als bekannt wurde, dass die Kommunistische Partei Chinas der Welt wichtige Informationen über die erstmal in Wuhan aufgetretene Krankheit COVID-19 vorenthielt – eine Erkenntnis, die durch einen aktuellen US-Geheimdienstbericht bestätigt wird. Schlimmer noch: Xi versuchte, die Pandemie für sich auszunutzen, indem er zuerst medizinische Produkte hortete – deren Markt von China dominiert wird – und dann, insbesondere in der indopazifischen Region, seinen aggressiven Expansionismus verstärkte. Andere Mächte versuchen, dem entgegen zu wirken, und so steht die geostrategische Landschaft der Region vor rapiden Veränderungen.

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