A mohel arranges for the circumcision ceremony tzahiV/Getty Images

Wird die Beschneidung im Westen überleben?

WASHINGTON, DC – Dass das Verbot der Beschneidung zu nicht medizinischen Zwecken in Island unter Juden und Muslimen für Empörung gesorgt hat, war abzusehen. Sie haben gute Gründe, sich Sorgen zu machen: Auch in den Niederlanden und Skandinavien gibt es Stimmen, die die rituelle Beschneidung verbieten wollen. Ebenso stehen Ärzte in Großbritannien unter Druck, ein Verbot zu unterstützen, und nur wenige haben vergessen, dass die Rechtmäßigkeit dieser Praxis 2012 auch in Deutschland in Frage stand.

Dass die Beschneidung in Europa immer stärker bekämpft wird, liegt daran, dass die Definition der Menschenrechte immer mehr auch die körperliche Unversehrtheit von Kindern einschließt, während sich die Definition der Religionsfreiheit zunehmend auf Gottesdienste und Religionszugehörigkeit verengt. Wird diese Änderung in der Hierarchie der Rechte aber nicht mit Vorsicht gehandhabt, könnte die Legitimität des gesamten Projekts der Menschenrechte in Gefahr geraten.

Laut Silja Dögg Gunnarsdóttir, der Parlamentarierin der Fortschrittspartei, die das isländische Gesetz auf den Weg gebracht hat, geht es dabei hauptsächlich um „Kinderrechte, nicht … Glaubensfreiheit“. Gunnarsdóttir stimmt zu, dass „alle das Recht haben, an das zu glauben, was sie wollen“, aber sie besteht darauf, dass „die Rechte von Kindern über dem Recht zu glauben stehen“.

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